
Nina Schedlmayer,
Edward Krasinski - Les mises en scene: Notorisch blau liniert
Der Künstler hat das Ende verloren. "Ich suche es!" vermerkt er verzweifelt schriftlich, "Wer es findet, wird gebeten zu SCHREIBEN! ANZURUFEN! ZU TELEGRAFIEREN!" Edward Krasinski (1925 - 2004) verheddert sich in seiner 12-teiligen Fotoserie (die übrigens erst unlängst im Mumok zu besichtigen war) in ein Kabel, unfähig, den Salat in irgendeine Ordnung zu bringen. Obwohl nicht zu den Kerngebieten des polnischen Künstlers zählend, kann "Ich habe das Ende verloren!!!" als paradigmatisch für sein Werk gelten. Seit den 60er-Jahren hat er sich um die Linie im Raum gekümmert: Kabel quellen aus Zylindern, Drähte schlängeln sich durch die Luft und werfen reizvolle Schatten an die Wand, Gummiwürste schmiegen sich um Pflöcke.
Einem Publikum außerhalb Polens bekannt wurde Krasinski allerdings nicht mit diesen Skulpturen - in der Generali Foundation werden sie in (unvollständigen) Ausstellungsrekonstruktionen präsentiert - sondern mit seinem notorischen blauen Klebeband, mit dem er eben nicht nur Galerieräume wie jenen der Warschauer Traditionsgalerie Foksal, die er vor vierzig Jahren mitgründete, ausstattete. Bäume, Hausmauern, Menschen wurden da beklebt, wie Fotografien in der Ausstellung dokumentieren.
Und natürlich zieht sich die blaue Linie - wie immer auf einer Höhe von 130 cm - durch den Ausstellungsraum, über Bretter mit aufmontierten Klospülungen, über Gemälde geometrischer Körpern, über Fotografien bereits linierter Kinder, "wandert ruhig in der Welt dahin", wie Krasinski in einem Interview sagt. Seine Linie kriecht auch über die Spiegel, die von der Decke baumeln, nachdem man Krasinskis imaginäres Atelier betreten hat und über die Raumfragmente hinter der Türe seines Ateliervorbesitzers und Freundes, des Konstruktivisten Henryk Stazewski (1894 - 1988).
Die Ausstellung wäre nur halb so spannend ohne die Fotografien von Eustachy Kossakowski, auf denen Krasinski mit seiner Kunst kämpft, interagiert oder aber sie scheinbar ignoriert. Noch einmal äußert sich hier Krasinskis Hang zum Lapidaren wie zum Beiläufigen, den er gerade dann beibehielt, als man anderswo vor Pathos schier platzte.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Edward Krasinski - Les mises en scene
12.05 - 27.08.2006
Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h
12.05 - 27.08.2006
Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h