
Nina Schedlmayer,
Franz Kapfer - zur Errettung des Christentums: Der sexy Hüftschwung des Prinz Eugen
Das Geschichtsbild von Österreich wird gerne aus den beiden Faktoren Diplomatie ("Bella gerant alii, tu felix Austria, nube!") und Gemütlichkeit ("Jetzt no die Reblaus...") gestrickt. Mit Vorliebe stellt man sich als kommodes Völkchen weinseliger Schmähführer und Charmeure hin. Und trotz aller Monarchieseligkeit scheint man sich heute doch eher für die "Schwächlinge" unter den Habsburgern zu interessieren: Elisabeth, die nun endlich auch ihr eigenes Museum hat, Rudolf II, der vom ORF erst vor kurzem unerträglich ausgiebig gefeatured wurde. Im österreichischen Selbstbild haben kriegerische Auseinandersetzungen keinen Platz. Bis auf 1683. Dies aber dafür bis heute recht vehement.
Franz Kapfer spürt in seiner spannenden Ausstellung mit dem wunderbaren Titel "zur Errettung des Christentums" den Bildern nach, die sich Monarchie und Ständestaat von den Kriegen zwischen Habsburgern und Osmanen gemacht haben: Türken kommen meist als glatzköpfige Schnauzbart-Träger vor, häufig sich in Fesseln windend, muskulös, aber bitte nicht zu groß - wie etwa in der Skulpturengruppe von Balthasar Permoser, in der ein siegreicher Prinz Eugen auf einem unterworfenen Türken herumtrampelt. Images wie diese gibt Kapfer auf klug inszenierten Fotografien wieder oder übersetzt sie in Installationen - wie etwa jene mit dem Titel "Stock mit Hut": Als Riesentrümmer liegen die beiden Insignien auf einem von innen beleuchteten Sockel mit der Aufschrift "Großer Genius nimm die Geschenke an und sei Gott gewogen" - die Größe ist einem Stich nachempfunden, auf dem das Schwert und der Hut (den Kapfer aus einem billigen Blumentopf gebastelt hat) monströse Ausmaße annehmen. Bei aller Heldenhaftigkeit zeigt sich in den barocken Bildwerken dennoch ein doch einigermaßen ambivalentes Männlichkeitsbild: Die Skulptur des Prinz Eugen bezaubert durch einen sexy Hüftschwung, jene von Leopold I durch zierliche Haltung und verzückte Adoration.
Kapfer erzählt somit mehrere Geschichten - die alle hochaktuell sind. Dass er dies nicht ausspielt, stellt eine weitere Qualität seiner äußerst instruktiven und vielversprechenden Arbeit dar.
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Franz Kapfer - zur Errettung des Christentums
03.05 - 03.06.2006
Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen
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