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ZERSTÖRTE WELTEN und die Utopie der Rekonstruktion: Im Umgang mit der Natur zeigt sich der Mensch als (Nicht-)mensch

Für die Natur stellt das Kuratorenteam Dieter Buchhart und Anna Karina Hofbauer (Wien) für heute einen Drang des Wieder- und Neuaufbaus, ein Neu- und Re-Design im Zuge eines rasanten wissenschaftlichen und technischen Fortschritts fest. Ihre spannende und thematisch aktuelle Ausstellung setzt mit dem in der Postmoderne viel beschworenen Ende der Natur, d.h. auch, eines Endes bestimmter Vorstellungskonstruktionen von Natur ein. 16 internationale KünstlerInnen sind vertreten, die teilweise Arbeiten extra für die Ausstellung gemacht haben. Die meisten von ihnen thematisieren das Utopische bei der Rekonstruktion zerstörter Natur. So Mark Dion (USA), der an einen Baum Jagdtrophäen hängt und diese in Anspielung an die amerikanische Lynchjustiz mit Teer und Federn überzieht. Ein sarkastischer Kommentar zum menschlichen Umgang mit Tieren. Ebenso traurig die Installation von Gloria Friedmann (D/F), die einen ausgestopften Hirschen mit einer riesigen Ansammlung von Kühlgeräten konfrontiert. Für Schönheit und Fragilität des Lebens hat Marco Evaristti (CL/DK) ein überzeugendes Vorstellungsbild geschaffen: in funktionsfähigen Mixern schwimmende zarte Goldfische. Die BesucherInnen können hier zu realen Richtern über Leben und Tod werden. Auf die Gentechnologie nehmen Eduardo Kac (BR/USA), Andreja Kulunèioe (HR) und Sommerer & Mignonneau (A/F) ironisch Bezug. In der Installation von Vadim Fishkin (SLO/RUS) werden die BesucherInnen zu "WettermacherInnen": auf Knopfdruck erscheint das gewünschte Naturereignis als Lichtbild und Geräusch. Wissenschaftliche Methoden sind das Arbeitsfeld von Nin Brudermann (A/USA), die mit Fledermausforschern unterwegs war, und dem Künstlerduo Dellbrügge & de Moll (D), die für den ländlichen Raum farbcodierte Kleidung entwickelten. Unsere romantische Vorstellung von Natur zitieren Hartmut Stockter (D/DK) und Katrin Sigurdardottir (ISL/USA). Ihre Objekte sind Naturszenerien en miniature, wodurch die Künstlichkeit dieser Vorstellung entlarvt wird. Dem darwinistischen Evolutionsprinzip wendet sich der Kurator Dieter Buchhart als Künstler, zu. Auf einem Treppenpodest können BesucherInnen unter den angebotenen ausgestopften Tieren ihr Hassobjekt präsentieren und werden dadurch als ein solches im Spiegel selbst zur Schau gestellt. Weniger Rache der Natur, als dass sich der Mensch als "Mensch" selbst offenbart.
Mehr Texte von Andrea Domesle

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ZERSTÖRTE WELTEN und die Utopie der Rekonstruktion
21.04 - 25.06.2006

Kunstraum Dornbirn
6850 Dornbirn, Jahngasse 9
Tel: +43 5572 55 0 44, Fax: +43 5575 55 0 44-4838
Email: kunstraum@dornbirn.at
http://www.kunstraumdornbirn.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 16-19, So 10-13 u. 16-19 Uhr


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