Manfred M. Lang,
Wenn ein Museum Werbung macht
Diesmal darf ich wirklich etwas positives erzählen - das Kunsthistorische Museum hatte so viel Geld auf der hohen Kante, dass sich kurzfristig sogar eine unglaublich lustige Werbeplakatkampagne budgetieren ließ.
Ich meine, lustig ist das schon, wenn am Plakat ein Ausschnitt vom Salieri-Salzfass - der mit dem handschuhlos begrapschten Dreizack - zu sehen ist und drüber steht "home, sweet home - daheim ist`s doch am schönsten". Und beruhigend. Jetzt weiß man endlich, dass der Diebstahl wahrscheinlich gar kein Diebstahl war, sondern nur ein fescher Werbegag. Deshalb ist der Dieb ja auch so lieb und nett.
Aber unglaublich lustig wird`s natürlich erst dann, wenn man auch das zweite Plakatsujet kennt. Das mit der in den Arm beißenden Schlange und der Headline "crime scene - täglich den tätern auf der spur". Dass im KHM Kunstwerke verschwinden - nun gut. Aber dass gleich täglich hinter Tätern hergehirscht werden muss - da tun sich einfach Abgründe auf.
Das dritte Plakat - das mit "unsere damen sind etwas rabiat" - soll wahrscheinlich nur nachdrücklich darauf hinweisen, dass die weiblichen Angestellten im KHM ein bisserl im feministischen Abseits stehen.
Wer bei diesen Plakaten wohl gelacht hat? Also sicher einmal die Werber. Und zwar ins Fäustchen. Über ihre Auftraggeber.
Die Auftraggeber selbst haben wahrscheinlich auch sehr gelacht. Sich zuerst etwas stehlen lassen und sich dann darüber lustig machen. Das ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit zu demonstrieren, dass für die Zuständigen Verantwortung ein Fremdwort ist.
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob und worüber alle anderen lachen sollten.
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