
Nina Schedlmayer,
... nach Binder - Joseph Binders Einfluss auf das Grafikdesign: Es lebe der Blockmalzmann
Er wolle, verlautete der Grafikdesigner Joseph Binder (1898-1972) einmal, kein zweitklassiger Picasso sein, sondern ein Plakatkünstler erster Güte. Dennoch: Ab und zu scheint ihn die Kunst überfallen zu haben. In der Ausstellung über Binder und seine Nachfolge zeigt sich dies an mehreren Stellen: Das Plakat für das Musik- und Theaterfest der Stadt Wien aus seiner Hand - zwei stilisierte Trompeter - erscheint wie eine absurde Kreuzung aus Juan Gris und Theo von Doesburg.
Strenger Bildaufbau, häufig Diagonalkompositionen, kontrastierende Farben, reduzierte Hintergründe: Das war Binders Erbe. Seine ehemaligen Assistenten und Partner wussten es gut zu verwalten: Mit ihren Erfindungen entwickelten sie Binders Innovationen weiter. So etwa Margit Sidonie Doppler-Kovacs, die den Blockmalzmann erschuf - später wurde die Vermenschlichung von Waren gängiges Mittel der Werbeindustrie. Hier lümmelt er zwischen Blumen und Kühen herum und preist "Kirstein Milchblockmalz gegen Husten und Heiserkeit!" an. Oder läuft mit einem Kollegen, gertenschwingend, durch die Gegend. Robert Berenys Plakat für eine Zigarettenmarke dagegen zelebriert formale Sparsamkeit und farbliche Reduktion. Und das wunderschöne Poster von Lilly Auböck-Streit, das eine "Weisse Woche" bewirbt, verklammert elegant Schrift und Bild mit goldenen Akzenten.
Irritiert wird diese Feier ästhetischer Nostalgie bloss durch den damals grassierenden Exotismus, wie er sich auch in Binders "Meinl-Mohr" niederschlägt. Aber auch andere, wie etwa Erwin Tintner, entwarfen heute Undenkbares: "Rothäute" mit Pfeife oder "Negerlein" im Baströckchen hocken und tanzen für Verlagskampagnen auf Buchdeckeln herum, als wären sie irgendwelche Maskottchen. Derartiges zeigt aber bloß eines auf: Selbst in Künstler- und Intellektuellenkreisen dachte man sich offenbar schlichtweg nichts dabei. Auch das bezeugt - neben so vielem Anderen - diese Ausstellung.
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... nach Binder - Joseph Binders Einfluss auf das Grafikdesign
14.12.2005 - 02.04.2006
MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h
14.12.2005 - 02.04.2006
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