Iris Meder †,
Wagner-Festspiele
Der grüne Hügel ist am Stubenring. Vor hundert Jahren eröffnet, überwältigt Otto Wagners Postsparkasse Laien wie Fachleute nach wie vor mit ihren Alu-Luftausbläsern, dem Boden aus Glasbausteinen und dem basilikalen Glasdach. Nicht als totes Museum wurde sie geführt, sondern in ihrer ursprünglichen Funktion. Vielleicht gerade deshalb blieb die PSK eher ein Geheimtip.
Dies dürfte sich jetzt ändern. Fünf Euro Eintritt sind zu bezahlen, will man das "Museum Wagner Werk" besichtigen. Die große Kassenhalle blinzelt gähnend leer ins Tageslicht, die Schalter liegen verlassen. Der dreischiffige Saal wurde an vier Stellen aufgeschnitten, um Zugänge zu den neuen Selbstbedienungsbereichen für die PSK-Kunden zu schaffen, die Neonlicht gleißend hell erleuchtet.
An der Rückseite des Raumes liegt der neue Zugang zum kleinen Kassensaal, der bisher nicht öffentlich zugänglich war. Akribisch wurden die schwarz-weißen geometrischen Dekorfriese restauriert, Wagners Ästhetik wird in großartiger Ausformung sichtbar. Dokumentiert sind hier sowohl die Geschichte des Instituts wie auch die des Wettbewerbs und des Baus.
Es ist ein eigenartiges Phänomen, dass offenbar für die funktionierende touristische Infrastruktur die museale Aufbereitung mit Eintrittsgebühr nötig ist und ein Haus mit Kasse und Shop eher besucht wird als eines, das man mittels eigener Initiative aus dem Architekturführer heraus- und aufsuchen muss. Daher werden sicher auch Wagners ehemaligem Stadtbahn-Pavillon am Karlsplatz höhere Besucherzahlen beschieden sein, seit sich das Wien Museum seiner wieder erinnert und ihn mit einer vom Büro BWM gestalteten Wagner-Dauer-Dokumentation bestückt hat. Jene Trinkgläser mit Wagner-Dekor, die in der PSK früher für 60 Schilling zu erstehen waren, verkauft man dort jetzt für das Dreifache. Wird das Loos-Haus, wird Knize auch bald Eintritt verlangen, so wie es die Karlskirche bereits tut? Immerhin, und dafür Bravo: Für Kunden von Bawag und PSK ist der Eintritt ins Museum Wagner Werk frei.
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