
Nina Schedlmayer,
After the Act - Die (Re)Präsentation der Performancekunst: Übermutter Jonas
Die wenigsten Leute, die heute über diese und jene Aktion oder Performance im Jahre Schnee schreiben, waren vor Ort anwesend, als diese über die Bühne ging.
Wenn nun das Mumok mit seiner Ausstellung "After the Act. Die (Re)Präsentation der Performancekunst" (Kuratorin: Barbara Clausen) deren Dokumentation nachspüren möchte, so tut es das mit Schwergewicht auf zwei Aktionen von Joan Jonas, und das ist noch untertrieben. "Organic Honey?s Visual Telepathy" und "Organic Honey?s Vertrical Roll" nehmen - mit Beschreibungen, Dias, Filmaufnahmen, Plakaten und Fotos - den weitaus größten Raum ein. In unterschiedlichen Kostümen, etwa mit einem Puppenkopf, bewegt sich die Künstlerin durch den Galerieraum, schlägt mit den Händen auf den Boden oder heult wie ein Wolf. Vor allem eines wird hier ersichtlich: Dokumentationsmaterial wie dieses eignet sich bestenfalls für die Forschung - ansonsten überwältigt einen die Langeweile. Ewiggleiche Kameraeinstellungen vom Torso der Künstlerin, dafür braucht man wirklich Geduld. Etwas bemüht wirken auch die anderen Arbeiten, die den Umgang mit der Performance-Dokumentation repräsentieren sollen. Daniel Guzmán und Luis Felipe Ortega etwa machen Bruce Nauman oder Terry Fox nach - und daneben zeigen sie uns auch die Originale, deren Folie "Guzmán und Ortega den Raum bot, die Differenz zwischen Authentizität und Appropriation physisch und temporal zu erproben", so der Pressetext. Der Erkenntnisgewinn tendiert gegen Null. Lustiger, wenn auch etwas deplatziert, ist das Video von Seth Price: Mit wechselnden schwarzen Flecken hat er eine Archivaufnahme übertüncht, in der Nancy Holt, Richard Serra, Robert Smithson und der Galerist Joe Hellmann über Kunstmarkt diskutieren. Recht unbeeindruckt von den wichtigen Ausführungen der Eltern schneiden Kinder Fratzen. Und Carola Dertnig stellt mit Lora Sana einmal mehr ihre fiktive Aktionistin vor - die man vor wenigen Monaten auch bei Andreas Huber gesehen hat. Diese etwas willkürliche und auch inkonsequente Zusammenstellung, die von Übermutter Jonas dominiert wird, verwirrt eher, als dass sie tatsächlich Fragen aufwirft. Vielleicht hätte man sich doch ganz simpel für eine Jonas-Ausstellung entscheiden sollen.
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After the Act - Die (Re)Präsentation der Performancekunst
04.11 - 04.12.2005
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr
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Ihre Meinung
1 Posting in diesem ForumAuf die Strasse!!!
Pichler Wolfgang | 02.12.2005 05:04 | antworten
Diese Ausstellungskritik bringt mich wieder einmal zu der Erkenntniss, dass Aktionen, Performances und alles damit zusammenhängende nicht für das Museum taugen und ganz anderer Vermittlung bedürfen als Dokumentarfilmen und Photos verbunden mit Texten, die zu lesen der/die BesucherIn gar keine Zeit hat!
Solche Kunst schöpft ihre Kraft aus ganz anderen Quellen und kann niemals Teil des antiquierten Museumsbetriebes wie wir ihn heute kennen sein.
Auf die Strasse mit den Aktionen und Performances von mir aus auch der "alten MeisterInnen" wie sie
eben hier gezeigt werden! Nicht ausstellen sondern machen, leben, spielen ist hier die Devise. Sprengkrafft und kritisches Potential hätten die Arbeiten von sagen wir mal Kaprow etc. heute auch noch.
Insofern geht mir die Kritik, die sicherlich richtig ist etwas zu wenig weit...
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