
Johanna Kandl - I Sell Paintings What Do You Sell?: Die Präsidentin von Jugoslawien
Es klingt halt oft so gut. "Love it, leave it, or change it" steht da etwa - ein recht kluger Ratschlag, wenn auch etwas einfältig. Und er funktioniert nicht immer: Wenn man, so wie die auf dem Bild von Johanna Kandl Abgebildeten, in Baracken im Niemandsland vor einer gläsern glänzenden Stadt wohnt, dann gibt es wenige Alternativen. In ihrer Ausstellung tut Kandl das, was sie immer macht: Fotos von ihren Reisen - "vor und hinter dem ehemaligen `Eisernen Vorhang`", wie es im Pressetext etwas kokett heißt - setzt sie in Malerei um und versieht diese mit Textzeilen aus Wirtschaftsmagazinen oder Manager-Ratgebern: "Riding the waves of the global markets can be a blast" steht über einer Reiterstatue, "Where there is a sea there are pirates" über einem heruntergekommenen, lang schon geschlossenen "Schnäppchen-Markt". Zwar erscheint Kandls Message oft etwas offensichtlich: Etwa, wenn in einem Bild von einem Markt in der Nähe von Belgrad ein Merkur-Sackerl hervorblitzt, Aufschrift: "Es ist verdammt hart, der Beste zu sein." - Danke, wir haben`s verstanden. Andererseits malt Kandl einfach toll: blasse Hintergründe bilden die Kulissen für farbig hervorgehobene Bildelemente wie etwa blitzblaue Autobusse oder bunt gemusterte Tücher, weite Räume erstrecken sich ins Nirgendwo, unvermittelt bewegen sich Figuren durch den Raum - das alles evoziert eine unbestimmte, schwer zuordenbare Stimmung. Und in Zeiten des allseits proklamierten neuen Romantizismus in der Malerei nimmt Kandl eine wichtige Gegenposition ein - man hat recht daran getan, ihr die Malerei-Klasse an der Angewandten zu überantworten. Neben ihren Gemälden zeigt Kandl einige Videoarbeiten. In einer davon konstruiert sie eine fiktive Persönlichkeit, Nada Novakovic - die in die Zukunft gebeamte Tochter von Albert Einstein und Mileva Maric - die als Präsidentin von Jugoslawien große Verdienste geleistet hat: Nationalismen überwunden, die "United States of Balkan" gegründet und so fort. Damit erzählt Kandl nicht nur eine schöne, ironische Geschichte, sondern auch einiges über die Konstruiertheit medialer Berichterstattung und die Beliebigkeit ihrer Bilder.

09.09 - 29.10.2005
Christine König Galerie
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Sa 12-16h