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Angekommen - Die Sammlung im eigenen Haus: Schwäbische Highlights

Vor einigen Wochen wurde der Neubau des Kunstmuseum Stuttgart, das zuvor sich ein Gebäude mit dem Württembergischen Kunstverein teilte, eingeweiht. Drei Jahre dauerte die Bauphase. Nun stehen dem Kunstmuseum fast 5.000 qm Ausstellungsfläche bei einer Nutzfläche von 11.080 qm zur Verfügung. Die Berliner Architekten Hascher und Jehle entwarfen einen eleganten, neomodernen Kubus, außen mit einer Glasfassade verkleidet, der sich als Solitär von den klassizistischen Gebäuden des Schlossplatzes aber auch der Einkaufsmeile der Königsstraße abhebt. Die städtebauliche Situation war nicht einfach: die benachbarte 70er-Jahre-Verbauung mit breiter Treppe ließen den Schlossplatz an dieser Stelle zuvor auseinander brechen. Innen setzt das große Foyer, ausgekleidet mit schwarzen Basalt-Lava-Platten, einen vornehmen, aber nicht protzigen Akzent und hebt dadurch den Museumsbesuch vom Alltag ab. Die Ausstellungsräume sind von einem dynamischen Fließen von unterschiedlich großen und hohen Räumen auf mehreren Ebenen geprägt: Brücken, Schneisen und Treppen führen einmal unter die Erde und damit auch unter den Schlossplatz, die darüber liegenden Etagen sind von einem Panoramarestaurant gekrönt, von dem man nun einen der wunderbarsten Ausblicke über die schwäbische Landeshauptstadt hat. Die Architektur macht Vorgaben und lässt aber doch der Kunst den Vortritt. Die Direktorin Marion Ackermann hat es verstanden, mit diesen Räumen zu Arbeiten und einen abwechslungsreichen Parcours, der auch mal die Zeiten konfrontiert, gestaltet. Nun erst wird deutlich, wie umfangreich die städtische Kunstsammlung, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht, ist: Highlights liegen beim Schwäbischen Impressionismus, bei Werkgruppen von Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Otto Dix - wobei mit 250 Werken der von ihm weltweit größte Sammlungskomplex vorhanden ist -, bei der gestisch-informellen Malerei eines Fritz Winter, Emil Schumacher oder K. R. H. Sonderborg, aber auch bei der Konkreten Kunst oder bei Dieter Roths "Schimmelbiotopen". Joseph Kosuth hat einen Raum mit Neonschriften und Wolfgang Laib mit Wachsplatten installiert, Simone Westerwinter eine kuschelige Wandinstallation, die mit den unterkühlten Materialien am Eingang flirtet. Von der berühmten Stuttgarter Kunstsammlung Froehlich konnten Leihgaben von Bruce Nauman gewonnen werden. Auch die junge Kunst hat ihren Platz: unter dem Titel "Frischzelle" wird drei mal im Jahr ein räumlich offener Bereich, der schon aufgrund der Lage zwischen Treppe und unterschiedlich hohen Wänden viele Reibungspunkte bietet, innerhalb der ständigen Sammlung zum Experimentierfeld erklärt. Und der Kleine Schlossplatz außen wird mit temporären Installationen, derzeit von Mariella Mosler, bespielt. Erschienen sind zur eröffnung ein neuer Sammlungskatalog, ein Katalog zur Architektur sowie zu Frischzelle_1: Jörg Obergfell.
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Angekommen - Die Sammlung im eigenen Haus
05.03 - 31.07.2005

Kunstmuseum Stuttgart
70173 Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1
Tel: +49 (0) 711 – 216 21 88, Fax: +49 (0) 711 – 216 78 20
Email: info@kunstmuseum-stuttgart.de
http://www.kunstmuseum-stuttgart.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Fr 10-21 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
wir wollen die Freitreppen zurück
Joana Kilb | 23.07.2005 02:12 | antworten
was ja eigentlich außerhalb Stuttgarts keiner wusste, die Freitreppen, der Teil der den Schloßplatz vorher 'auseinander brechen' lassen hat, war einer der beliebtesten Treffpunkte sowohl der Stuttgarter Jugendlichen als auch den Touristen. Vorallem im Sommer waren sie der Stuttgart Hot Spot der Stuttgarter Subkulturen. Doch so wie man uns die Radiobar genommen hat und ein architektonisch bestimmt anspruchsvolles 'Häußler Plaza' hinstellte, wurden wir auch unseren geliebten Freitreppen beraubt. Ich als Stuttgartertin hätte lieber die Freitreppen zurück. Der Teil der trotz Museum noch geblieben ist, wurde in seiner Aura durch das Museum gestört und ist in keiner Form mit dem Wohlgefühl zu vergleichen, dass man auf den alten Freitreppen hatte.

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