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20 höhenmeter. Temporäre Installation am Wallensteinplatz: Temporäre Stadtutopie

Wer hat als Kind nicht von einem Baumhaus geträumt? Ein Hochsitz, von dem aus sich die "kleine" Welt unten unbemerkt betrachten ließ? Ein Refugium, in das man sich zurückziehen konnte, höchstens Freunde mitnahm? Ein Geheimplatz, um Sachen zu verstecken und Ideen auszudenken? Dass ein Baumhaus auch mitten in einer Großstadt stehen könnte, kam wahrscheinlich in den wenigsten Kinderträumen vor. Ein solches befindet sich jetzt auf dem Wallensteinplatz in Wien. Die Wiener Architekten Peter Fattinger, Veronika Orso und Michael Rieper haben diesem eine mehrere Stockwerke hohe Gerüstkonstruktion, wie sie bei Baustellen benutzt wird, zu Grunde gelegt. Darin sind in spielerischer Leichtigkeit eingefügt ein Kiosk, eine Bar, Sitzplätze im Freien, ein Wohnwagen, ein Gewächshaus, ein Sprudelbad, ein Mini-Garten mit Gartenzwergen und ganz oben gar Plastik-Alpen. Mit diesen Zitaten des Urlaubens und der Erholung werden Sehnsüchte der Großstädter in greifbare Nähe gerückt. Dieses Raumgefüge wurde verwirklicht durch die letztes Jahr gegründete Initiative der Stadt Wien "kunst im öffentlichen raum Wien". Es ist, wie deren Projektkurator Roland Schöny sagt, "das erste große Leitprojekt für weitere Interventionen im Außenraum". Angefügt ist ein "Artist-in-Residence"-Bereich, den die Studierenden von Fattinger und Rieper an der Technischen Universität entworfen haben: modulartige Wohnkabinen. Hier sind eine Reihe von GastkünstlerInnen wie Richard Fajnor (CZ), Pia Lanzinger (D), Milan Mikula (SK) zum temporären Wohnen eingeladen, um ihre Kunstprojekte am Platz oder in der Raumskulptur zu verwirklichen. David Moises (A) hat eine "Waschstraße" integriert, Anna Jermolaewa (A) initiierte eine Malaktion mit russischen StraßenkünstlerInnen und Constantin Luser (A) verbindet in einer Performance Zeichnen und Musizieren. Jeden Tag und vor allem abends gibt es noch bis 31. Juli ein vielfältiges Programm, das Vitus H. Weh (quartier21) entwickelt hat: DJ?s, Wuzzlerturnier, Fluc im Exil, Vorträge der GastkünstlerInnen, Mode... Ab dem 4. August zieht ein Teil, der "add on"-Schauraum, dann in den Haupthof des Wiener Museumsquartiers um. Der Grundansatz des Architektenteams, "Alltägliches öffentlich verhandeln", ist für einige Sommerwochen beispielhaft vorgeführt. Die Begriffe "privat" und "öffentlich", "innen" und "außen", "oben" und "unten" verlieren ihre festen Zuschreibungen. Nicht nur die Kinder des 20. Bezirks haben "add on. 20 höhenmeter" zu ihrer Spielwiese erklärt. Der Austausch zwischen den Kulturen, zwischen "high" and "low", zwischen den Anrainern und Besuchern, bleibt hier nicht nur Utopie des Städtischen. Die Gerüst-Konstruktion lässt genügend Freiraum für spontane Initiativen, sei es die eines Liebespaares oder eines kleinen Eulenfans. Wer hat schon Eulen in Wien gesehen?
Mehr Texte von Andrea Domesle

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20 höhenmeter. Temporäre Installation am Wallensteinplatz
18.06 - 31.07.2005

add on
1200 Wien, Wallensteinplatz
http://www.add-on.at
Öffnungszeiten: Mo-Mi 10-22, Do-So 10-24 h


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