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Otto Snoek - Urban Spirit - Fotografie: Masse Mensch

Da stehen, sitzen oder lungern junge wie alte Männer und Frauen, Babys, Kinder und Jugendliche, dicke wie dünne, in T-Shirts, Jeans, Sporthosen leger gekleidet und schauen - obwohl, ob sie so richtig hinschauen, ist nicht ganz klar: die Blicke der einzelnen, die in der Gruppe von Menschen, die auf den Fotografien von Otto Snoek zu sehen sind, gehen in verschiedene Richtungen, obwohl alle doch auf ein und das selbe Ereignis ausgerichtet scheinen. Irgendwie haben sie miteinander zu tun und auch doch wieder nicht. Der Fotograf besucht in seinem Heimatland Niederlande Massenveranstaltungen. Gerade in dem dicht besiedelten Land haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Formen der Event-Kultur, auch als "Urban Entertainment" bezeichnet, verbreitet. Der urbane Raum wird so zur Kulisse, mit der nicht mehr interagiert wird, die nur noch das Auffangbecken darstellt für die Freizeitgestaltung. Von "Gestaltung" kann man nicht mehr sprechen: die Menschen auf den Bildern von Snoek erscheinen passiv, fast lethargisch. Sie sind zwar alle zu ein und dem selben Event gekommen, nur scheint dieses sie nicht wirklich zu interessieren, ihre "Handlungen", das Gestikulieren, das Köpfedrehen erscheint unmotiviert, wenn Körper sich zueinander wenden, stößt die Bewegung auf wenig Resonanz oder zeigt sich aufgrund der extremen Nähe als deutlich unangenehm. Snoek fokusiert nur auf die Besucher eines Events und nicht auf dieses selbst. Doch man kann aufgrund der Kleidung und des Habitus Rückschlüsse auf dieses ziehen. Die einen zeigen viel nackte Haut und Lackleder, die anderen haben dieselben Fan-Kleidung an und das T-Shirt überhaupt fungiert als - wohl einziges ? - Kommunikationsmittel: es verrät das besuchte Sportereignis ebenso wie die persönliche Einstellung "Shit happens", die aufgrund der Ähnlichkeit mit den anderen Besuchern doch nicht so individuell bleibt. Und hier hat Otto Snoek den Nerv getroffen: er entlarvt die angebotenen Events, die Besonderheit und Einzigartigkeit nur vorgaukeln, in ihrer kalkulierten Ausrichtung auf Masse und Wiederholbarkeit. Die Besucher, die sich extra für ein Event herrichten, folgen unbewusst einem Uniformzwang. Vielen ist daher auch deutlich unwohl - "Denn Sie wissen nicht, was sie tun". Der große Unterschied zu den 50er Jahren ist, dass James Dean als Stellvertreter für seine Generation ein eigener Handlungsraum zugesprochen wurde. (Die Ausstellung wurde kuratiert vom Frankfurter Kunstverein, Vanessa Joan Müller und Nicolaus Schafhausen).
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Otto Snoek - Urban Spirit - Fotografie
24.06 - 20.08.2005

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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