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Sonja Gangl - Le dernier souffle by Rebeka International: Eine Stadt sucht "R"

Gleich am Eingang der Galerie befindet sich auf die Wand appliziert ein großes rotes "R" in einen Kreis eingefügt und so gefärbt, dass die bröckelnde Farbe Platz für Assoziationen lässt: Wie von einem Stempel aufgedruckt erscheint es oder wie von Hand gezeichnet. Die Anlehnung an das internationale Symbol für Trademark ist gewollt. Auftritt und Erscheinung erinnern auch mehr an product placement als an Kunstpräsentation. Wie in Watte in kalten Karton eingebettet, liegt ein in Murano Mund geblasener Glasflakon, von einer roten Seidenkordel begleitet. Vor einiger Zeit gab es in Magazinen Anzeigen von "REBEKA INTERNATIONAL". Haben wir nun endlich die Verheißung vor Augen? Der Ort, die Galerie, und die Plexiglasvitirne tragen zur Überhöhung ihr übriges bei. Wobei auch klar wird, dass das sich wie ein Produkt Gebende ein Kunstwerk von Sonja Gangl ist. Die 1965 in Graz geborene Künstlerin spricht mit den im Projektraum Viktor Bucher vereinten Werken verschiedene Ebenen an, die sich alle an der Frage nach Echtheit, Authentizität und Exklusivität festmachen lassen, je nach dem, aus welchem Blickwinkel man diese betrachtet. Als bildende Künstlerin ironisiert Gangl einen traditionellen Kunstbegriff, der mit handgemachten Objekten verbunden ist. Als "Produktdesignerin" entwirft sie für sich als Künstlerin ihr Kunstprodukt mit dazugehöriger Marketingkampagne. Der auf der Zunge schmelzende Wortlaut des Titels beschwört die Welt der Parfüms, Paris, Dekadenz und Morbidität. "Der letzte Hauch" wird in der Fotoserie, die zusammen mit Florian Fossel entstanden ist, dann zur Krimistory. Sie zeigen das rote "R" als Abdruck oder Medaillon an verschiedenen Stellen einer Stadt: immer wieder auf der Straße, im Randstein oder auf dem Pflaster liegend, auf Kacheln, Sanitäranlagen, im Wasserglas ausgesetzt. Das "R" ist hier nah aufgenommen, quasi aus der Bordsteinperspektive. Ihm folgend scheint eine Wanderung durch die Stadt gleichkommend. Der Betrachter wird zum Detektiv auf Spurensuche. Das getropfte Rot lässt nun Blut assoziieren. Wo ist der Täter, wo das Opfer? Es gibt nur einen Hauptakteur: das "R". Die Welt der Werbung wird so mit jener des Krimis oder des "film noir" verbunden. Dinge, die eigentlich nicht zusammengehören - oder doch? In der Spiegelinstallation in der Raummitte fällt dann der Blick der Betrachtung auf sich selbst zurück: auf unser Abbild. Auch an dieses können wir die Frage nach Echtheit, Authentizität und Originalität stellen.
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Sonja Gangl - Le dernier souffle by Rebeka International
25.05 - 01.07.2005

Projektraum Viktor Bucher
1020 Wien, Praterstraße 13/1/2
Tel: +43 676 561 988 0
Email: projektraum@sil.at
http://www.projektraum.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 11-15 h und nach tel. Vereinbarung


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