Manfred M. Lang,
Groß - größer - Tate
Die Tate Modern in London ist groß - sehr groß. Wenn man erst einmal von der tollen Architektur zum zweiten Mal überwältigt wurde, und wenn man sich dann auch noch all die Kunstwerke auf 12.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche genauer ansehen wollte, dann genügt ein kurzes Wochenende nicht. Das braucht unter Kunstbrüder und -schwestern garantiert drei Tage.
Doch dem Direktor des Hauses genügt das nicht.
Die Tate Modern muss größer werden - viel größer - so um die 60% größer.
Warum - das sagt der Herr Direktor bei einem seiner letzten Interviews nicht so genau. Einfach größer halt. Wie das gehen soll, sagt er, weiß er nicht. Aber irgend wie wird das schon zu finanzieren sein - "mit öffentlichen und privaten Geldern".
Der erste Um/Neubau hat so knapp an die 100 Millionen Euro gekostet. Wird also nicht viel weniger sein.
Also gut könnte man sagen - Geld ist da - Vergrößerungswahn ist da - warum also nicht groß - größer - eben Tate.
Aber das Geld ist nicht wirklich so da. Denn das Ankaufsbudget zum Beispiel schrumpft Jahr für Jahr so vor sich hin.
2012 gibt es vielleicht 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche - aber ob es dafür genug Kunstwerke gibt?
Da hat der Herr Direktor auch schon seinen Plan in die verbale Tat umgesetzt.
Er hat dringend appelliert.
An Künstler und Sammler. Sie sollen großzügig schenken und dauerleihen.
Das werden sie sicher auch tun - und zwar großzügigst. Denn was dann in der Giga-Tate-Modern hängt, wird ganz sicher zu den herausragenden Kunstwerken gezählt werden. Der Wert wird automatisch ins tate-hafte steigen, die geschenkten oder schenkenden Künstler werden ihre Kunsthaut so teuer als möglich verkaufen können und der Herr Direktor bekommt ob der Größe des Instituts garantiert seinen zweiten Adels-Titel verliehen.
Allen wird also gedient sein.
Naja - eventuell wird`s bei der Qualität hapern. Aber das spielt keine so große Rolle. Hauptsache die Tate Modern ist nach dem Zubau das weltweit größte Museum für moderne Kunst.
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