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Yang Fudong - Dont worry it will be better...: Warten, worauf?

"Das Ideal, die Utopie und das Paradies sind wie der Mond am Himmel. Manche Menschen lassen ihn einfach hängen, andere pflücken ihn herunter und halten ihn in Händen." Yang Fudong hat dieses Zitat als einen Kommentar zu einer seiner Arbeiten in der Ausstellung geschrieben. Es trifft jedoch vorrangig auf den 1971 in Peking geborenen und in Shanghai lebenden Künstler selbst zu: Er erzeugt mit seinen Filmen, Videos, Fotoserien eine suggestive, oft traumwandlerische Stimmung. Poetische, nebulöse Bilder von abgeschiedenen chinesischen Bergen, wie sie sonst nur aus Tuschezeichnungen oder Märchen bekannt sind, wechseln mit dem Blick auf Männer und Frauen seiner eigenen Generation ab. In vielen seiner Geschichten wird die Liebe wie in alten Minneliedern offen geäußert: Da singen sich ein junger Mann und seine Partnerin, nachdem sie auf ein Dach in Shanghai geklettert sind, unverblümt an. Die "Seven Intellectuals in Bamboo Forest" suchen auf dem Heiligen Berg Huangshan nicht nur Mystik und Kontemplation, sondern reflektieren über den Alltag und ihre geliebte Person. Und die raumfüllende, zehnteilige Videoinstallation "Close to the Sea" ist überhaupt eine große Liebesgeschichte, in deren Intimität der Betrachter förmlich eintaucht. Umrundet von Szenen mit Musikern, die auf einer Klippe vor dem Meer musizieren, erleben wir vom Strandspiel bis zum Schiffbruch das Auf und Ab der Liebe nach. Ist so viel Herzschmerz und Pathos erträglich? Der erste Eindruck für unseren auf gesellschafts- und sozialkritische Kunst geschulten Blick könnte zunächst einmal brüske Ablehnung hervorrufen. Doch wenn man sich auf die Bildwelten Fudongs einlässt, dann ist man ihrem Zauber ausgeliefert. Die Kunst Yang Fudongs ist der chinesischen Tradition, nicht nur jener der Malerei und Kalligraphie, sondern auch der Zen-Philosophie und der asiatischen Kampfkunst verpflichtet. Für uns ist die asiatische Erzählweise, die eher ein Fließen mit abruptem Ende darstellt, ungewohnt. Auch ist den Bildern viel von der gegenwärtigen intellektuellen Lebensstimmung in China - der Des- und Neuorientierung, der Vereinzelung in der Massengesellschaft, der Behauptung des Individuums gegenüber gesellschaftlichen Zwängen - zu entnehmen. Die intellektuellen Darsteller, und das ist das Erstaunliche angesichts unserer Vorstellung über das arbeitswütige China, verharren, als hielten sie den Atem an. Doch worauf warten sie? Darauf, dass jemand kommt und ihnen den Mond in die Hände legt?
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Yang Fudong - Dont worry it will be better...
23.02 - 15.05.2005

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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