Werbung
,

Eröffnung des Museum der bildenden Künste und des Anbaus der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Tradition und Innovation Die Eröffnung des Museum der bildenden Künste Leipzig beendet eine 61 Jahre dauernde Odyssee, die das 1943 komplett von Bomben zerstörte Haus in verschiedene Interimslösungen geführt hatte. Nun kann Leipzigs berühmtes "Bürgermuseum", das aus dem 1837 gegründeten Kunstverein hervorging, seine in der Gotik beginnende und bis zur Gegenwart reichende Sammlung auf 7000 Quadratmeter Ausstellungsfläche umfangreich präsentieren. Das Haus wurde vom Berliner Büro Hufnagel, Pütz, Rafaelian entworfen, das als Gewinner aus einem internationalen Architekturwettbewerb des Jahres 1997 hervorging. Wie ein kühler Monolith erhebt es sich mit seiner Höhe von 36 Metern über die umgebende Bebauung. Wenn die geplante Hülle aus Glas nächstes Jahr fertig sein wird, gewinnt das riesige Gebäude an optischer Leichtigkeit. Das Gebäudeinnere ist wie sein Außen auf den Kubus aufgebaut und erstreckt sich über fünf Geschosse. Markant ist die, wie die Architekten sagen, "beinahe schon vergessene Qualität der Größenwirkung", die sich vor allem in den über mehrere Geschosse reichenden Lufträumen zeigt. Hohe Terrassen und Lichthöfe bilden so die Kontraposte zu den Galerien. Das Schöne an diesen mit Muschelkalk und Sichtbeton ausgekleideten Räumen sind die Ausblicke durch die Fensterfront auf die Stadt. Ansonsten nehmen sie der Kunst enorm an Fläche. Und die erhabene Geste - bekannt aus dem NS-Kunstgebäude Haus der Kunst in München - schüchtert vor allem ein. Der Direktor Hans-Werner Schmidt hat hier, wie auch in den drei düsteren, mit Eichenholz ausgekleideten Treppengeschossen, als Gegenpol zeitgenössische Kunst präsentiert, welche wie Maurizio Cattelans dreiradfahrender "Charlie" oder Tilo Schulz? Tapeten- und Designinstallation die Unbehaustheit ironisch unterwandert. Die Sammlungsräume sind mit den hölzernen Böden zweckdienlich zurückhaltend. Manche Wände - vor allem in den historischen Abteilungen - haben eine Einfärbung bekommen, was sowohl der Kunst als auch dem Flaneur wohl bekommt. Eine weitere "Erfrischung" wurde in der oft mehrere Epochen umfassenden Hängung eingebaut: Gegenwartskunst. Dass sich das Haus zu seiner Leipziger Tradition bekennt und diese von der Kunst der DDR bis zu jüngsten Hochschulabsolventen zahlreich vertreten ist, trägt sehr zum Profil des Hauses bei und hebt es wohltuend von jenen Museen ab, welche in einer falsch verstandenen "Internationalität" gerade in Mode gekommenen Künstlern nachrennen. Ganz anders der Anbau an die Galerie für Zeitgenössische Kunst: Das vom Berliner-Wiener Team AS-IF (Paul Grundei, Stephanie Kaindl, Christian Teckert) entworfene eingeschossige polygonale Glasgebäude steht für Innovation in der Museumsarchitektur. Der Hauptunterschied ist, dass das Gebäude rein auf seine Nutzung, die den multifunktionalen Anforderungen der Präsentation von zeitgenössischer Kunst und des Museumsbetriebs mit Kaffee und Kino, flexibel gerecht werden will, zugeschnitten ist. Hier kann die Direktorin Barbara Steiner innerhalb eines vorgegebenen Modulsystems auf 1000 Quadratmetern für die Ausstellungen jeweils Wände verschieben, Raumteile für bestimmte Zwecke, z.B. klimatisiert oder nichtklimatisiert, abtrennen. Es gibt keinen rechteckigen Raum mehr, sondern gewinkelte, angedeutete Raumteile, die in eine fließende, sich um mehrere Ecken brechende Bewegung überführen. Mit der Architektur wurde eine räumliche Entsprechung sowohl für den Umgang mit als auch für die Betrachtung von zeitgenössischer Kunst gefunden. (Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstr. 10, D-04109 Leipzig; Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Karl-Tauchnitz-Str. 11, D-04107 Leipzig)
Mehr Texte von Andrea Domesle

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: