Werbung
,

Carla Accardi: Totgesagte leben länger

Seit den frühen sechziger Jahren hat Carla Accardi in ihrer Malerei Autonomie und Heteronomie zusammengeführt. Ihre Anti-Gemälde konnten so den damals vielbeschworenen Tod der Malerei überwinden, indem sie eine neue, vom bisherigen Träger losgelöste Malerei entwarfen. Nach Dekaden von Krisen und Enden der Malerei ruft die Direktorin und Kuratorin Zdenka Badovinac das Werk von Carla Accardi in Erinnerung. Sie begründet ihre Auswahl mit einer interessanten These: Man kann sagen, dass die Malerei heute von jenen getötet wird, die deren Tod negieren. Wie dies verhindert werden kann, ist an den beiden präsentierten Arbeiten zu sehen: "Cylinder-Cone", 1972, ist ein Plexiglaszylinder, über den eine transparente Plastikfolie gespannt ist, welche die Malerei - deutlich sichtbar als breite, hakenförmige Pinselstriche - trägt. Die Arbeit ist von Gegensätzen bestimmt: Zum zylindrischen Objekt einerseits geworden, wird der Körper andererseits durch die Durchsichtigkeit des Trägers aufgehoben. Man betrachtet die Umgebung unweigerlich mit. Diese gehört somit zum Kunstwerk dazu und lässt sich doch von diesem trennen. Die Pinselstriche bekommen eine schwebende Leichtigkeit. Das schnöde Alltagsmaterial verleiht den Farbstrichen zur Transzendenz. So ist es ihnen möglich, die Umgebung zu um- und beschreiben und dennoch ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Dass für die Künstlerin heute auch mit dem traditionellen Leinwandbild ein Malen nach dem Tod der Malerei möglich ist, zeigt die zweiteilige Arbeit "Few Have Settled", 2001. Runenartige Zeichen bedecken die gesamte Oberfläche. Die beiden Teile sind dominiert von jeweils auf der Spitze stehenden, angeschnittenen gelben Quadraten. Die ausgesparten Dreiecke sind braun. Unternimmt man nun den Versuch, die kleinen Formen, die im Gelb silberfarben und im Braun gelb sind, zum Grund zuzuordnen, wird ein Pendeln zwischen einem vorne und einem hinten angestoßen, das zu keiner Lösung führt. Das Gemälde hebt sich damit optisch und gedanklich von seinem Träger ab.
Mehr Texte von Andrea Domesle

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Carla Accardi
21.10 - 28.11.2004

Moderna galerija - Mala galerija
1000 Ljubljana, Metelkova 22
Tel: +386 (0)1 241 68 00, Fax: +386 (0)1 251 41 20
Email: nfo@mg-lj.si
http://www.mg-lj.si


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: