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Angel Marcos - In Cuba: Wo die Engel altern und das Träumen verlernt haben

Die Stimmung ist geprägt von Zerfall und Morbidität: Ehemals gutbürgerliche, palastartige Häuser sind teils völlig ruinös, teils notdürftig bewohnt. Dunkle Hinterhöfe und Treppenaufgänge erzählen von einer latenten Gefahr und Armut. Neubauten erscheinen als permanente Baustelle, in die ein mühseliges Leben ebenfalls eingezogen ist. Überall ist der Putz und noch mehr vom Architekturschmuck abgeblättert oder es fehlt an Anstrichen wie es überhaupt an allem zu fehlen scheint. Selbst die Umgebung trägt zur melancholischen Untergangsstimmung bei: nasse Straßen mit großen Pfützen, wolkenverhangene, schwere, düstere Himmel unterstützen die Traurigkeit der Gebäude. Nur selten wie bei einem starken Unwetter sind Menschen zu sehen, wenn überhaupt, dann wenige. Nur: es regnet nicht. "In Cuba" heißt die neueste Farbfotoserie des Spaniers Angel Marcos. Sie erscheint wie ein Abgesang auf alle Hoffnungen und Träume, privater wie gesellschaftlicher wie politischer Art. Diese werden vielmehr vom Künstler noch mit Ironie bedacht, indem er, kaum bemerkbar, Symbole, Bilder und Schriftzeichen der Revolutionsbewegung in die Bilder einfügt. Propaganda erscheint auf einer zerfallenen Fassade wie ein Menetekel als verblasstes Wandgemälde wie die real vorhandene, abgeblätterte Coca Cola-Werbung, welche von einstigem Konsumwunsch und westlicher Zuneigung zeugt, daneben wirkliche oder artifizielle politische Kampfparolen mit dem Che Chevera-Bildnis. Der Künstler hat für seine Fotografien verschiedene Trägerarten gewählt: die einen sind runde Leuchtkästen, die wie Verkehrsschilder positioniert sind, andere sind aufgezogen und wiederum andere sind als Transparentfolien von hinten beleuchtet. Mit den Trägermedien wird die Interpretation gelenkt: Das einzige großfigurige Bild zeigt eine alte Frau und ist der illuminierte Mittelteil eines Triptychons. Mit einem Blumenstrauß in der Hand marschiert sie zwischen den verwahrlosten Eindrücken eine Straße entlang - nach hinten ins Bild. Kehrt sie vom konstatierten Ende der Illusionen zum Träumen zurück?
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Angel Marcos - In Cuba
12.11.2004 - 15.01.2005

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
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