Werbung
,

From Above: Von allein

"Von Oben" müsste eigentlich "von unten" heißen. Vielerei von dem, was in der Galerie Kargl platziert ist, sei es einer jener Rohkerne, die der Tierpräparator braucht, um Felle darüberzuziehen, einer jener Rohkerne, die Bruce Nauman für seine Schockgestalten gerade nicht braucht, sei es eines der aufblasbaren Kissenobjekte des Gottseibeiuns aller Schwerkraft Andy Warhol, sei es eine der Lift Sculptures von Werner Reiterer, die unter der Decke befestigt sind und die Erklärung, warum sie dort oben hängen, die Gasflasche, gleich mitbringen, oder sei es eine der Fallen, die Andreas Slominski so gern hat, diesmal ist es eine für Nachtfalter, all diese Gegenstände und Bilder liefern eine klassische Untersicht. "Von oben" müsste eigentlich genauso "von der Seite" heißen. Vielerlei von dem, was in der Galerie Kargl platziert ist, hängt in Augenhöhe an der Wand, und da sieht man sie, die Werke der Kunst, einen 1984er Rockenschaub etwa, in Miniformat, rosaroter Monochromie und Tropfenform, einige Fotos von einem Bubenstück von Gelatin, als sie einst einen Balkon vors selige World Trade Center hängten, verbotenenerweise natürlich und so die Freiheit im 90. Stock erprobten, ein wunderbares Konterfei der silbernen Spitze des Chrysler-Buildings, aufgenommen vom Wolkenkratzer-Porträtisten Reinhart Wolf oder eine frühe, 1961 entstandene Zeichnung von Robert Smithson, sehr komisch und sehr comic-haft. "Von oben" müsste eigentlich "von links unten" oder "von rechts oben" heißen, denn manche Dinge sind unter den Plafond geklemmt, prangen im Eck oder stehen auf kleinen Sockeln. Eine "hängende Skulptur" von Walter Pichler aus dem Jahr 1967 läßt sich so bewundern, eine wahnwitzige Ente von Mark Dion, ausgestopft, geteert und gefedert, als käme sie mitten aus der Ölpest, oder ein bemaltes Rohr von Gerhard Richter, seinerseits ein Frühwerk von 1965. Undsoweiter. "Von oben/From above" heißt perfekt so wie es heißt, mit einem eingängigen Titel, der so prägnant ist, dass er etwas von unserer Zeit und ihrem Katastrophismus trifft und so offen, dass er eine Vielzahl an Positionen in sich einbegreift. "Von oben" ist eine Ausstellung, die alles hat, wofür man einen Kurator loben müsste. Gemacht hat sie die Galerie Kargl. Gewissermaßen von allein.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

From Above
09.09 - 30.10.2004

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: