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Hotel Hollywood: Ein feiner Mix

Swetlana Heger bietet als Kuratorin im Bregenzer Künstlerhaus einen feinen Mix von sechs internationalen Künstlern. Die sechs lakonischen Kunstgriffe sind fähig, Hollywood als eine einzige riesige Täuschungsmaschinerie zu entlarven. Unter dem süßlichen Kitsch Hollywoods wird das wahre Sein sichtbar, das von Schmerz, Einsamkeit, Desorientierung und Ereignislosigkeit erfüllt ist. Mabel Palacin aus Barcelona verbindet in ihrer Videoarbeit "The Right Distance" Filmklassiker von Ingmar Bergman mit Sequenzen aus der unmittelbaren Gegenwart. Dabei entsteht eine Scheinkommunikation zwischen der Dame aus der schwarzweißen Welt Ingmar Bergmans und dem Jungen aus der Gegenwart des Farbfernsehens. Defacto findet jedoch kein Dialog statt. Die große Einsamkeit der Helden aus Becketts "Warten auf Godot" ist zum Greifen nahe. Die Schwedin Annika Ström hat mit ihrer Mutter eine tragisch anmutende Szenenfolge um ein Elvis-Zitat gedreht. Dieses Zitat lautet: "All my dreams have come true". Elvis hatte es in seinen späten Jahren als exemplarisches Resümee seines Leben gemeint. Hier erscheint es wie eine Drohung auf einem Blatt an der Wand. Es steht im krassesten Gegensatz zu der tristen Realität des Kurzfilmes, indem eine leicht irre Frau durch ein eingedunkeltes Wohnzimmer tanzt, gealtert mit schütterem Haarzopf, traumlos und fern jeder Realität. Arturas Railas lebt in Vilnius und arbeitet in seinen Videos mit extrem langen Einstellungen, die an Andy Warhols Film, der nur das empire state building zeigt, geschult ist. Railas erzählt in der Ereignislosigkeit allerdings eine minimale Geschichte: Ein Hund bellt, im Hintergrund geht ein Mann über die Straße, das Licht in einem Fenster geht aus - ein Gegensatz zur ständigen Action der Ästhetik Hollywoods. Auch die Wandbemalung der Amerikanerin Katarina Burin thematisiert diese Ereignislosigkeit aus der die Action geboren wird. Ein Mann steht in einem Interior von Adolf Loos, und studiert einsam rauchend die Zeitung. Das eigene Leben krankt an der Langeweile, bald wird er den Fernseher einschalten und sich Hollywood-Filme reinziehen. Matt Saunders hat einen Zyklus großformatige malerische Arbeiten beigesteuert. Gegenstand ist ein Fest in Hollywood, allerdings haben sich die Diven ihren Glamour abgeschminkt, saufen, rauchen und starren triste ins Auge des Betrachters. Eine langbewimperte Frau schaut hinter vier Kerzen hervor, die so angeordnet sind, als ob die Dame hinter Gitter wäre. Gleichzeitig machen diese Kerzen aber auch klar, dass sie nichts als gemalte gelbe Farbflächen sind. Der in Berlin lebende Pash Buzari hat seltsame Dinge im Ausstellungsraum zurückgelassen. Einen Scheinwerfer, der an ein Filmset erinnern könnte, ein gänzlich weißes "Bild", welches das Gegenteil von "The Show must go on" signalisiert und außerdem steht da ein rätselhafter Würfel mit Spiegelflächen. Er möge auf Narziss, die zentrale Figur des medialen Zeitalters verweisen. Der schöne griechische Jüngling spiegelt sich seine Schönheit, und sieht und liebt im anderen nur sich selbst. Genauso projiziert das infantile Publikum seine Bedürfnisse auf die Stars aus Hollywood, und liebt in den Stars nur sich selbst.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Hotel Hollywood
22.05 - 27.06.2004

Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis
6900 Bregenz, Gallusstraße 10
Tel: +43 (0) 55 74 / 427 51, Fax: +43 (0) 55 74 / 440 29
Email: bvkv@kuenstlerhaus-bregenz.at
http://www.kuenstlerhaus-bregenz.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 14-18, So 10-12, 14-18 h


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