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Ein Baum auf dem Wasser der Venezianischen Lagune

Die Sumpfzypresse ist ein recht außergewöhnlicher Baum, denn sie kann sowohl an Land, aber auch direkt in Süß- oder Salzwasser gedeihen und dabei über vierzig Meter hoch und tausend Jahre alt werden.
Drei, kleinere und jüngere, Exemplare dieser außergewöhnlichen Pflanze stehen derzeit auf einem im Wasser liegenden Ponton, nördlich der von der Biennale di Venezia genutzten Ausstellungshallen des Arsenale in der Lagunenstadt Venedig. „Arena for a Tree“ heißt das Projekt, das Klaus Littmann mit Unterstützung der Kulturstiftung Basel H. Geiger in der von Hochwasser und Wassermangel gleichermaßen geplagten Stadt präsentiert. Bereits in den Jahren 2021 und 2022 luden einzelne Bäume in dem markanten Tribünen-Rundbau in den Städten Basel und Zürich zur Kontemplation und zum Nachdenken über unsere Klimaprobleme ein. Das Thema Baum und Klima hatte Littmann schon im Jahr 2019 auf viele (Baum-)Spitzen getrieben, als er eine Zeichnung des österreichischen Künstlers Max Peintner aus den Jahren 1970/71 in die Realität umsetzte.

Für das Projekt „For Forest - Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ wurden rund 300 Bäume in das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt gepflanzt, die von den Zuschauertribünen aus von 10 bis 22 Uhr betrachtet werden konnten – sonst nichts. 50 Tage war die Installation zugänglich und wurde in dieser Zeit von mehr als 200.000 Menschen besucht.
Die schiere Sensation des mit Bäumen gefüllten Fußballstadions ersetzt Littmann durch die Fokussierung auf einen Baum im Zentrum einer aus Holz errichteten Arena für 50 Personen. Damit betont er das zugrundeliegende Thema des Umwelt- und Klimaschutzes noch mehr. Das leichte Schaukeln des Pontons auf den Wellen der Lagune verleiht der dritten und vorerst letzten Station der Arena eine gewisse Irrationalität. Die vermeintliche Stabilität des Baumes wird von den Elementen Wind und Wasser konterkariert und die Fragilität unseres Klimasystems unterstrichen. Einen Eindruck davon bekamen schon die Besucherinnen und Besucher der Eröffnung zu spüren, als ein rasch aufziehender Gewittersturm alle zum Rückzug in die Hallen des naheliegenden Arsenale Nord zwang.
Die Arena bleibt noch bis zum 30. Juli in Venedig vertäut, danach werden die Sumpfzypressen außerhalb des Pontons neue Wurzeln schlagen können und vielleicht noch in tausend Jahren an ihre Präsentation in Venedig erinnern.

Mehr Texte von Werner Remm

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