Werbung
,

Simone Fattal - metaphorS: „… an den bittersüßen Wassern des Orients.“

Sie ist ein Symbol für die erfolgreiche Verschmelzung von Orient und Okzident. 1942 in Damaskus geboren lebt sie nach Studien in Beirut und an der Sorbonne sowie in Kalifornien heute in Paris. Dort schafft sie in ihrem Atelier monumentale Skulpturen und in letzter Zeit auch wieder mehr Malerei, die weltweit in wichtigen Museen und Ausstellungshallen gezeigt werden. Zuletzt war sie etwa 2022 in „The Milk of Dreams“ im Rahmen der 59. Biennale di Venezia zu sehen. Die Rede ist von der syrischen Künstlerin Simone Fattal, deren Werke derzeit im Hauptraum der Secession zu sehen sind.

 

Betritt man die Ausstellung so springen einem fünf menschenähnliche Tonskulpturen ins Auge. Sie bestehen aus einem Schultergürtel, einem stilisierten Kopf und langen Beinen. Simone Fattal bezeichnet die Figuren als „Guerriers“, nicht als „Warriors“, um ihre Bedrohlichkeit zu unterstreichen. Geboren nahe dem Zwischenstromland schätzt sie die alten Kulturen unter anderem die der Sumerer, die auf Erfahrungen der Jetztzeit von Krieg, Vertreibung und Leid treffen. Im Gespräch mit der Kuratorin der Biennale di Venezia 2022 Cecilia Alemani, erklärt sie den Entstehungsprozess dieser Krieger und ihre Arbeit mit Ton.

 

Fattal geht ohne konkreten Plan an die Gestaltung heran. Sie lässt sich vom Ton inspirieren, den sie mit ihrem Körper knetet, rollt und in Gestalt zieht. Sie betont, dass sich kein anderes Material, etwa Bronze, so unmittelbar vom menschlichen Körper formen lässt wie Ton und unterstreicht damit die Qualität dieses Werkstoffes. Es ist eine sich aus dem Körper der Künstlerin in die Hände bahnende Vorstellung, die in der Form der Skulptur endet.

 

Neben glasierten Keramiken, die an frühere Häuser–Arbeiten „Shelter“ erinnern, die zuletzt 2018 bei Hubert Winter zu sehen waren (⤇ siehe die artmagazine Kritik), zeigt die Secession auch einige malerische Arbeiten und Collagen. Letztere sind poetische Zusammenschauen ihrer Aufenthalte in Ägypten, Paris und anderswo. Es sind Schriftfragmente, Notizen aus Hotelzimmern, Fotos von orientalischen Gebäuden und Moscheen, die zum Tagebuch eines Aufenthaltes werden.

Fattal studierte zuerst Archäologie und Philosophie und war 30 Jahre lang als Verlegerin tätig. In Interviews unterstreicht sie regelmäßig ihren philosophisch-literarischen Zugang zur bildenden Kunst. Ihre Collagen spiegeln dieses narrative Element wider, auch wenn diese für viele in Unkenntnis der arabischen Sprache nicht lesbar sind.

Zum Abschluss sei auf eine wienerische Caprice der Künstlerin verwiesen. So schuf Fattal eine Bilderserie, die sich mit dem Klimt`schen Beethovenfries und der 9. Symphonie von Beethoven sowie einigen Klaviersonaten auseinandersetzt. Nicht nur die „Ode an die Freude“ und ihre innenwohnende Melancholie hatte es der Künstlerin angetan, sondern auch ein persönliches Erinnern führte zum Werk. Ihr Vater hatte in Wien studiert und war immer wieder Musik umgeben gewesen. Fattal wuchs also mit der Wiener Klassik auf. Mit ihrer Fülle an Eindrücken die sie verwoben und verfremdet wiedergibt gleicht Simone Fattal einen Schwamm der den Genius Loci, historische und intellektuelle Kontinuitäten in sich aufsaugt und als ihre Kunst wiedergibt.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Simone Fattal - metaphorS
20.06 - 08.09.2024

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: