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John Bock, Rudolf Schwarzkogler - Die Eierlegendewollmilchsau des Herren Schwarzkogler mit Melkfett einschmieren: Brutale Ehrlichkeit

Vom Schnöden ins Schöne entfliehen: Ohne Frage bietet Kunst einen einfachen Weg, damit sich der Alltagstrott in buchstäblichen Wohlgefallen auflöst. Doch nicht alles was gefällt, ist im Sinne von goldenem Schnitt und Pastellkreiden schön. Manchmal muss man die Seele vielleicht in Blut und Melkfett statt Watte hüllen.

John Bock bietet in der Galerie Krinzinger eine Auswahl eigener Werke, in Kontext und Tradition gesetzt mit Werken Rudolf Schwarzkoglers.

In den ausgewählten Fotografien operiert, verstümmelt, mumifiziert Rudolf Schwarzkogler. John Bock stellt dazu eine Reihe Vitrinen mit “Objekten” - womöglich ganz unschuldig, doch mit Schwarzkoglers Fotos im Hinterkopf erscheinen einem ganz krude Bilder, was man mit solchen “Objekten” alles anfangen könnte. Interessant ist auch, wie John Bock seine Kindheit auf einem Bauernhof miteinbezieht. Die Farm-Maschinerie erinnert daran, wie blutig auch Natur sein kann, nicht immer braucht es dafür Intervention vom Menschen.

Rudolf Schwarzkoglers Werke in schwarzweiß wirken vor allem gegen die rotgetünchten Videos von John Bock braver, als man sie in Erinnerung hat. Vielleicht sind wir mittlerweile aber auch abgestumpfter, was Gewaltdarstellungen angeht - oder wirken sie als Gesamtheit fast schön statt schauderhaft?

In einem anderen Raum erwartet einen eine Art Blutkuppel, bestehend aus Socken. Beim Hineingehen muss man sich ducken: Man muss sich der Kunst ergeben und sich einen Machtkampf mit dem Gegenverkehr leisten, wie das eben so läuft in solchen Kuppeln. Der Gedanke an die einzelnen Socken und wie viele einzelne wohl übrig geblieben sind, ist schauerlicher als jede Schlacht im Blood Dome: Das Mondäne als wahres Übel.

Im Inneren zeigt Bock den Film “Hell’s Bells”. Ein Western, ein Splatter, grauslich, grausam, rot. Tabus werden gebrochen, Knochen auch, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass sich eine gewisse Ästhetik im Ekligen befindet. Befreit von Schönheitsnormen und flachen Freundlichkeiten bleibt Autonomie übrig; und rot ist auch nur eine Farbe.

John Bock und Rudolf Schwarzkogler scheinen die Abgründe der menschlichen Psyche abzutasten, bei sich selber, ihren Charakteren aber besonders beim Publikum. Fast schon beschämt stelle ich immer wieder fest, dass mich diese Art von Ästhetik mehr aus meiner Tretmühle reißt, als die gängigen Idealbilder, die einem eigentlich nur Utopien vorgaukeln. Vielleicht schwarzmalerisch, aber mit Sicherheit ehrlich. Eine kathartische Erfahrung ist es immerhin - manchmal ist es schön, sich in Abgründe fallenzulassen.

Mehr Texte von Veronika Metzger

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John Bock, Rudolf Schwarzkogler - Die Eierlegendewollmilchsau des Herren Schwarzkogler mit Melkfett einschmieren
30.05 - 30.08.2024

Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h


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