Eliza Douglas - Gift: Kunstbunter Knallbonbon
Gut, dass Eliza Douglas ihren Celebrity-Status schon mitgebracht hat für ihre erste, im Rahmen des Berliner Gallery Weekend eröffnete Soloschau „Gift“ bei CFA. Dort setzt man bekanntlich gern auf „edginess“ gepaart mit Promitum (Raymond Pettibon, Oskar Roehler… und was macht eigentlich Jonathan Meese?) und tut öfter mal so, als wäre das heutige Berlin noch wie einst das Köln Anfang der 1980er-Jahre gewesen sein muss. Damals konnte Malerei noch als neu, weil wild, und Ideen als schrill und flippig ausgegeben werden, weil die Zeichen der Zeit so schön restaurativ auf Helmut Kohls versprochener „geistig-moralischer Wende“ standen. Heute regiert eine Berliner Ampel-Regierung in den großen politischen Belangen weitgehend geistlos und da, wo politische Einflussnahme nichts verloren hat – in der Kultur zum Beispiel – mit umso mehr Moral. Was auch ein Grund dafür sein dürfte, warum es in der Kunst gerade wenig zum Lachen und selbst für gut eingeführte Galerien wenig zu Beißen gibt. Womit wir wieder bei „Gift“ und der letzten, wieder mal arg Flachware-lastigen Ausgabe des Gallery Weekends wären. (siehe Hans-Jürgen Hafners Bericht über das Gallery Weekend)
Douglas hat sich ihre Prominenz als im Grunde einzig namentlich bekannt gewordenes Gesicht aus der ansonsten amorph-schönen Masse junger, modisch teil-bekleideter Leiber, verdient, die Anne Imhofs passend auf die Ära der Polykrisen getakteten fin-de-siècle-tableau-vivants ein bisschen „street credibility“ in die Taschen spielt und über die Kunst hinaus auch Fashionistas triggert, die diesen Look zu lesen wissen. In fast zwanzig Varianten zeigt Douglas (Jg. 1984) nun ein- und dieselbe Idee: kunterbunt gemalte Bilder, die jeweils mit einer kunstvollen Geschenkschleife versehen zum „gift,“ einem knallbunten Geschenkpaket werden. Diese Pakete hängen freilich Gemälde-like brav an der weißen Galeriewand, wie man das, frei nach Martin Kippenberger, von Kunst auch erwarten darf.
Den schön drapierten Schleifen unterschiedlicher Couleur zum Trotze – ich persönlich mag Häschen und Blüten lieber, als Dollarzeichen, Aliens oder monochromes Blau – hält sich das Diskussionsangebot, das sich den Arbeiten laut Pressetext entbergen lässt – „konventionelle Vorstellungen von Schönheit in Frage stellen,“ „mit der Geschichte der Kunstform Malerei [befassen],“ „gleichzeitig ihre Relevanz in der heutigen Gesellschaft [hinterfragen] “ und andere… „grundlegende Wahrheiten“ über Malerei – in den durch die Ausgangsidee eher eng gesetzten Grenzen. Zöge man an der jeweiligen Schleife, ginge den dahinter teil-verpackten Bildern – Kinderporträts, Landschaften, Jesus, Cowboy – nur noch schneller die Luft aus. Wenn als solcherart künstlerisch aufgedeckte „Wahrheit“ übrigbleibt, dass gemalte Bilder als Objektform an der Wand hängen, nun: Ja! Dann gälte dennoch immer, dass nicht alles und selbst gut Gemalte auch ein gutes, interessantes Bild ergibt; dass selbst äußerst interessante Bilder keine Kunst zu sein brauchen, während alle möglichen Dinge, Ereignisse oder bloße Absichten zwar als Kunst (oder Malerei) gelten und damit sogar erfolgreich sein können, ohne ihrerseits gut oder interessant sein zu müssen; dass es zudem sehr wohl uninteressante Antworten sogar auf spannendere Fragen gibt, als die in „Gift“ gestellten. Wer da nun den Überblick behalten möchte, mag ein Blick durchs Schaufenster genug sein, bevor sie oder er um die Ecke Essen geht.

26.04 - 01.06.2024
Contemporary Fine Arts
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