Look!: Künstlerische Intelligenz
Raum, um sich seinen Platz in der Welt zu suchen. Man hat das Gefühl, den wollte Galerist Anton Janizewski acht jungen künstlerischen Positionen zur Verfügung stellen. Alle setzen sich auf verschiedene Art und Weise mit sich und ihren Gegebenheiten in der Gegenwart auseinander.
Wie positioniere ich mich, in physischem, digitalem, politischen, historischen Kontext? Wie navigiere ich diese Positionen untereinander?
Den Titel der Ausstellung gibt der Video-Loop „Look!“ von Dorian Sari. Vier synchron laufende Bildschirme zeigen einen zunehmend aufgebrachten Protagonisten, der das Publikum auf etwas außerhalb des Bildschirmes hinweist. Schau endlich hin - auf die Kunst? Oder vielleicht einfach ganz buchstäblich aus dem Bildschirm heraus, der uns mittlerweile so allgegenwärtig ist.
Folgt man dem flehenden Finger, wandert der Blick interessanterweise auf eine Arbeit, die sich ebenfalls mit unserer (virtuellen) Realität beschäftigt. Für ihre Skulptur „Die Warheit“ hat Emma Adler ein Sharepic der AfD untersucht - leider war es ganz offensichtlich von künstlicher Intelligenz generiert (andere Intelligenz findet man bei der AfD leider nicht), bekanntermaßen wird das vor Allem durch überzählige Finger sichtbar. Schau endlich hin, genauer, im Internet und in der Politik.
Von Instagram inspirieren lassen hat sich auch Avery Gia Sophie Schramm, die vier Pandas von Instagram abmalt und ihnen die Überschrift „Dialektik der Aufklärung 1-4 (Titel Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Internet Pandas)“ gibt. Damit auch nicht verwechselt wird, wer von Internet und Adorno jeweils für die Pandas zuständig ist, und wer für die Aufklärung.
Doch auch mit unserer realen Umgebung beschäftigt sich die Zusammenstellung: die Galerie am Rosa-Luxemburg-Platz bringt eben diese mit in den Ausstellungsraum. In Gefangenschaft legte Luxemburg ein Herbarium an, das Olga Hohmann und Anna Maria Łuczak neben Briefen Luxemburgs an Karl Liebknecht ausstellen. Die Flüchtigkeit des Blumenstraußes, gerade so noch nicht ganz verwelkt, geht dabei Hand in Hand mit der zugehörigen Performance der Künstlerin mit einem Streicher-Duo. Wenn man genau hinschaut, meint man die alten Arbeiterlieder aus den Blumen herauszuhören. Schau endlich hin, hör endlich zu.
Das scheint auch Rebekka Benzenberg mit ihrer Arbeit „everything you say, yeah you said that yesterday“ sagen zu wollen. Graffiti-artig unterstellt sie dem kunsthistorischen Kanon, Frauen allein durch ihre Haltung in Gemälden, eine stets passive Rolle zu erteilen. Sie brennt ihre Kritik in die Wand wie Tags, die in Berlin an praktisch allen Wänden zu finden sind - außer eben denen, die für „echte“ Kunst vorgesehen waren. Schau endlich mal über den alten Kanon hinaus.
Insgesamt ist „Look!“ eine elegante und wirklich erfrischende Zusammenstellung. Auf den ersten Blick sehr heterogen und doch stringent sucht sie nach Antworten. Antworten auf Fragen, die wir uns alle irgendwie stellen. Vielleicht sind sie ja auch direkt vor unserer Nase, wir müssen einfach nur genauer hinsehen.
24.04 - 01.06.2024
Anton Janizewski Galerie
10178 Berlin, Weydingerstraße 10
Tel: +49 176 83248513
Email: info@antonjanizewski.com
http://antonjanizewski.com
Öffnungszeiten: Mi-Sa 12-18 h