
Nina Schedlmayer,
Anderseits - Die Phantastik: Wunderliche Wucherungen
Was man so alles zusammentragen kann, wenn man ein Phänomen nicht nur via Kunst, sondern über alle möglichen und vor allem unmöglichen Artefakte reflektieren möchte, zeigt Mike Kelley derzeit im Mumok - und erzählt über "Das Unheimliche". Herausgekommen ist eine Wunderkammerschau, die auch in ein Volkskundemuseum passen würde aber - geadelt durch Künstlerhand - eben im Kunstmuseum stattfindet. Displaytechnisch unterschiedlich und von einem achtköpfigen wissenschaftlichen Kuratorium zusammengestellt, nimmt sich eine zweiteilige Ausstellung des oberösterreichischen Landesmuseums nun der Phantastik an - und dazu gehört vieles: Science Fiction und "Vertrackte Räume", Apokalypse und Traum, Wunderliches und Wunderbares.
Das Verwirrende an dieser Schau ist, dass sie zwar zwischen Kunst und Nichtkunst trennt - aber nur teilweise. Und so spielt unten in der Landesgalerie Patricia Piccininis realistische Mädchenskulptur mit amorphen Fleisch-Hautbrocken und Mariko Mori mit einer Glaskugel; Brigitte Waldachs nackte Frauenkörper brechen aus einer Wand hervor, und Bruno Gironcolis Klone gaffen uns aus leeren Augenhöhlen an.
Andererseits: Comicfiguren und -magazine, eine riesige Bibliothek und Musikvideos oben im Schlossmuseum. Dazwischen, meistens ein bisschen im Eck, die Kunst: ein vergleichsweise harmloses Zweimenschgebilde aus dem Hause Chapman oder eine Kopie von Franz von Stucks "Sünde". Das heimliche Highlight dieser Ausstellung ist eine Camera Obscura, in der das Stadtpanorama auf den Kopf gestellt projiziert wird. Hat sich das Auge erst einmal darauf eingestellt, erscheinen die auf der Brücke fahrenden Autos wie überirdische, irrationale, ferne, und doch so nahe Bewegungsbilder.
Und das macht eigentlich vieles wett: die ans Lieblose grenzende Präsentation - Musikvideos laufen auf winzigen Monitoren, andere werden auf falschem Format gezeigt und dadurch monströs in die Länge gezerrt. Oder die zerfleddernde Vielfalt - die Ausstellung wuchert ein bisschen vor sich hin. Was eigentlich wieder zum Thema passt. Der Katalog zitiert Marco Frenschkowski: "Das Phantastische ist ein Grenzgänger. Es lebt aus der Entgrenzung, aus dem Spiel mit der Grenze, dem Überschreiten der Grenze. Eben deshalb ist es so schwer zu fassen."
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Anderseits - Die Phantastik
01.05 - 29.08.2004
OÖ Landesmuseum
4010 Linz, Museumstraße 14
Tel: +43 (0)732- 77 44 82- 0, Fax: +43 (0)732- 77 44 82- 66
Email: direktion@landesmuseum-linz.ac.at
http://www.landesmuseum-linz.ac.at
01.05 - 29.08.2004
OÖ Landesmuseum
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