My Ullmann - Gelebter Kinetismus: Bilder, Bühne, Kunst am Bau: ...und später?
Wiener Kinetismus – fällt der Begriff, wer würde hier nicht an die Trias der Künstlerinnen Erika Giovanna Klien (1900-1957), Elisabeth Karlinsky (1904-1994) und My Ullmann (1905-1995) denken? Allesamt hatten sie an der Wiener Kunstgewerbeschule Unterricht bei Franz Čižek genossen und während Klien bereits 1929 in Richtung New York auswandert und dort bis zu ihrem Tod unterrichtet, Karlinsky sich nach einem Aufenthalt in den USA 1931 in Kopenhagen niederlässt, bleibt Ullmann Zeit ihres Lebens im deutschsprachigen Raum, lebt seit 1926 als freischaffenden Künstlerin in Österreich, Deutschland und der Schweiz, kann sich überall mit ihren entwerferischen Kompetenzen einbringen. Der letzte Umzug erfolgt 1975 nach Konstanz, wo sie 1995 hochbetagt und weitestgehend vergessen stirbt.
Kinetische Bilder, Stoff-, Tapeten- Kostüm- und Bühnenentwürfe, Gebrauchsgrafik, Interieurs oder Kunst am Bau, wie reich und vielfältig das Œuvre ist, das sie hinterlässt, zeigt nun eine Ausstellung samt Publikation, die nach einer Station in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz im Wiener MAK zu sehen ist. Seit 1926 behauptete sich die als eigenwillig und schwierig geltende Künstlerin freiberuflich, in Wien noch, beispielsweise für den Möbelhersteller Thonet als Werbegrafikerin, später in Luzern wie Zürich als Bühnen- und Kostümausstatterin. Als die Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz nicht verlängert wurde, zog es die selbstbewusst bis unangepasste Künstlerin 1932 vorerst nach Berlin, später wird sich sich in der Nähe von Münster für länger niederlassen. Das „My“ ihrer Signatur, das sie in Anlehnung an den griechischen Buchstaben seit 1922 verwendet, wird sie in den Jahren des Nationalsozialismus gegen ihren ursprünglichen Vornamen Maria austauschen. Später, 1959 wird sie in Münster ein Atelier mit dem Namen „MY STUDIO“ eröffnen.
Schön verdeutlicht die Ausstellung, wie die Künstlerin von den überaus bekannten Anfängen in Wien die Idee einer Darstellung von Bewegung weiter entwickelt. Ihre Erfahrungen mit der Bühne und den Effekten, die hier mit Licht erzielt werden können, dürfen sie auch bei Aufträgen in anderen Gebieten beeinflusst haben. So auch bei einer Serie von acht Wandgestaltungen für eine Klinik für psychische Erkrankungen in Bonn von der sich, wohl auch aufgrund der Alterung der verwendeten Materialien wie Textil überzogener Pressspan (mit Schablonenmalerei und Metallapplikationen), lediglich eine Tafel zum Thema werdendes Atoll, erhalten hat. In einem Typoskript aus dem Nachlass führt sie zu den erzielten Effekten aus: „So kam ich zu der Synthese des gleitenden Lichtes auf dem Metall und der Farbe, die das Metall umfängt: zu dem Spiel der Bewegung zwischen Lichtreflex und Farbe“.
Nach der wunderbaren Felice Rix-Ueno-Schau (⤇ lesen Sie hier die artmagazine Kritik) mag die Initiative, dem Leben My Ullmanns nachzuspüren, von einer anderen Institution ausgegangen sein, doch gäbe es da einige weiblichen Positionen, von denen lediglich die Anfänge in Wien präsent sind, deren weitere Karrieren jedoch anderswo stattfanden. Möge daraus eine Reihe werden.
17.04 - 01.09.2024
MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
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Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h