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Fremdkörper: Homecoming

Sie sind in die Fremde gezogen, und kehren nun als erfolgreiche Galerist:innen für einen begrenzten Zeitraum wieder nach Wien zurück. Simone Subal ist seit vielen Jahren Galeristin in New York, Isabella Ritter und Katharina Schendl agieren mit ihrer Galerie LambdaLambdaLambda von Pristina aus, Nikolaus und Raphael Oberhuber sind in Berlin Teil der Galerie KOW. Sie haben sich zusammengeschlossen um für rund ein halbes Jahr in einem temporären Raum am Wiener Schwarzenbergplatz ein gemeinsam kuratiertes Ausstellungspogramm zu zeigen. Die erste Ausstellung beleuchtet unter dem Titel „Fremdkörper“ unterschiedliche Facetten des Fremd-Seins.

In einem Video spricht ein Mann im Empfangsbereich eines Medienunternehmens mit einer aufgeregten Besucherin. Wir verfolgen eine kurze Diskussion über eine offenbar vereinbarte und dann doch nicht publizierte „Story“. Die Szene spielt in der Fernseh-Sitcom „Generations“ die ihre Premiere im Jahr 1993 hatte. So weit so normal. Doch ein „Fremdkörper“ hat sich in die Produktion eingeschlichen und hebt die Szene aus dem üblichen Einerlei diverser Fernsehserien heraus, denn eine Frau sitzt auf dem Rücken des Mannes und klammert sich an ihn, was dieser aber offenbar nicht zu bemerken scheint. Die Absurdität der Szenerie verstärkt sich noch dadurch, dass die beiden Darstellenden schwarze Hautfarbe haben, die Frau auf dem Rücken jedoch eine Weiße ist.
Die Fernsehserie wurde mit ausschließlich schwarzen Darsteller:innen in Südafrika produziert und thematisiert die Probleme und Sehnsüchte einer aufsteigenden schwarzen Mittelschicht und schließt Weiße komplett aus – bis auf eine einzige Folge, in der sich die Künstlerin Candice Breitz in beinahe alle Szenen als weißer Fremdkörper scheinbar teilnahmslos und unbemerkt einschleicht. Ausgestrahlt wurde diese Folge allerdings nie.

Körperlichkeit und Fremdsein spielen auch eine Rolle in den Arbeiten von Baseera Khan. Immer wieder thematisiert sie ihre persönlichen Erfahrungen als nicht-binäre, muslimische Person mit Asiatisch-Indischen Wurzeln, die im US-Bundesstaat Texas geboren wurde. Ihre Sound Blankets aus schalldämpfendem Stoff sind statisches Installationsobjekt, wurden von der Künstler:in aber auch in Performances und sogar bei einem Protestmarsch getragen.

Wie aus einer fremden Welt wirken die Objekte von Sharona Franklin. Für die kanadische Künstlerin, die an einer sehr seltenen chronischen Autoimmunerkrankung leidet, stellt ihre künstlerische Praxis eine Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit dar. Sie greift aber auch Themen wie Erziehung, Care-Arbeit und Mentoring auf. Ihre Objekte spiegeln ihre Erfahrungen mit dem rein auf medizinische Belange reduzierten Prozess der klinischen Behandlung ebenso wider, wie Fragen zu Bioethik und Umweltfaktoren, die wiederum Einfluss auf ihren Krankheitsverlauf haben. In den gezeigten Werken verarbeitet sie Alltagsgegenstände, Medikamente oder auch Spitzen in einer Gelatinemasse und formt daraus transparente Gebilde, die zwischen benutzbarem Objekt und Kultgegenstand changieren.
Auch wenn die fünf erfolgreichen Expat-Galerist:innen ihre Karrieren und Lebensmittelpunkte anderswo aufgebaut haben, vermittelt ihre Ausstellung doch vertraute Themen in einem historischem Wiener Ambiente. Man bekommt fast den Eindruck als wären sie gar nie weg gewesen.

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In der Ausstellung sind weiters Arbeiten zu sehen von Brilant Milazimi Dierk Schmidt und Mie Yim

Mehr Texte von Werner Remm

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Fremdkörper
16.02 - 23.03.2024

Am Schwarzenbergplatz
1030 Wien, Rennweg 2
Email: amschwarzenbergplatz@gmail.com
Öffnungszeiten: Fr, Sa 12-18 h


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