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Mathias Poledna: Modernistische Transfertechniken

Die Halle für Kunst Steiermark zeigt eine in Österreich seit langem fällige Einzelausstellung von Mathias Poledna, der die modernistische Pavillonarchitektur des Hauses nutzte, um eine an diese angelehnte Dramaturgie rund um seine Arbeiten zu entwickeln.

Im Zentrum der Ausstellung steht der speziell kommissionierte 35mm Film “My Favorite Shop”, der gemeinsam mit dem Projektor sowie sämtlichen technischen Angaben als Gesamtdisplay zu sehen ist. Nach jeder Vorführung erleuchtet der Raum blitzartig für einige Minuten, um Besucher:innen aufzufordern, auf der hinteren Seite der Projektionswand den Ausstellungsparcours in einem vordergründig entleerten White Cube fortzusetzen. Im Film angedeutet wird eine Modenschau, in der Models ein Kleid im selben Schnitt jedoch in unterschiedlichen Farben tragen und zu stechenden Beats über den Laufsteg schreiten. Im zweiten Teil der Schau halten sie als Accessoire einen abgeschnittenen Männerkopf in der Hand, wodurch Polednas oft eingesetzter institutionskritischer Ansatz zum tragen kommt. Als kunsthistorisches Vorbild könnte hier Caravaggios David mit dem Haupt von Goliath gedient haben. Die Referenzkette lässt sich zu Horror- und Splatter-Movies fortziehen.

Ein Bezugspunkt der anderen Art tut sich in einer Tapisserie aus der Werkstatt von Märta Måås-Fjetterström aus dem Jahr 1928 auf. Diese befindet sich in der Apsis der Halle für Kunst und zeigt in ihrer modernistisch-abstrakten Formation den Grundriss eines Kräutergartens. Auf den ersten Blick könnte es sich auch um eine aktuelle Computer-generierte Bildstruktur handeln. Mathias Poledna transferiert hier eine Bauhaus-orientierte Praxis in die Gegenwart, wodurch er seine Arbeit in die Tradition eines Moderne-basierten Diskurses einordnet.  

Im Untergeschoss der Halle für Kunst widmet sich Poledna einem weniger abstrakten, jedoch genuin modernistisch geprägten Thema: der Autoproduktion. Industriefotografien von Fahrzeugteilen zeugen von spätmodernen bzw. -kapitalistischen Ausuferungen, wenn etwa Autos als wesentliche Akteure in Filmen situiert werden. Ein Vintage Michelin Reifen inklusive Verpackung ziert den Eingangsbereich dieses fotografischen Kabinetts.

Polednas Rekurs auf die Geschichte der Moderne und die von ihr hervorgebrachten Objekte und Materialkonstellationen bewegt den Künstler dazu, unterschiedliche Produktionspraktiken zu filtern, bei denen er neben seinem filmischen Werk in einem architektonisch ausgeklügelten Setting eine künstlerische Leihgabennahme an vorformulierten Artefakten tätigt.   

Mehr Texte von Walter Seidl

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Mathias Poledna
21.09 - 24.11.2024

Halle für Kunst Steiermark
8010 Graz, Burgring 2
Tel: +43 316 740084
Email: info@halle-fuer-kunst.at
https://halle-fuer-kunst.at/
Öffnungszeiten: Di-So 11-18 h


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