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Yoshitomo Nara: Trash im Zuckerguss

Wie schnell Originalität zu Schick verkommen kann, lässt sich augenblicklich in der Galerie Meyer Kainer nachprüfen. Dort gerät die erste Einzelausstellung von Yoshitomo Nara, einem Hauptvertreter des japanischen New Pop, in Österreich zu einem Lieblichkeitsparcours à la Hundertwasser. Yoshitomo Nara, dessen Arbeiten hierzulande bisher völlig zu Recht in Kontexten wie den Ausstellungen "Trauer" und "M_ARS - Kunst und Krieg" zu sehen waren, scheint eine Art innere Wandlung vollzogen zu haben. Der Unterschied zu früher ist hauchfein, aber signifikant. Auf den ersten Blick sehen die - übrigens auf gebrauchten Kuverts unterschiedlicher Formate zu Papier gebrachten - Zeichnungen und auf Satellitenschüsseln aufgeklebten Leinwandbilder von Kindern und Hündchen aus, wie man sie kennt: wie die japanischen Verwandten von Snoopy und Charlie Brown. Angeregt durch die Kunst des Mangas, des japanischen Comis, und westlicher Vorbilder hat Yoshitomo Nara in den Neunzigern einen Kosmos von kindlichen Protagonisten geschaffen, deren Zuckerwattewerte stets durch eine symmetrische Portion Abgründigkeit neutralisiert worden waren. Wer sie einmal gesehen hat, wird nie mehr die Kleine mit dem engelhaften Ausdruck und den von Nägeln durchbohrten Händen vergessen: "But, Nothing gets me down", schreibt Yoshitomo Nara ihr in die Sprechblase. Da waren kleine Mädchen und Jungs mit aggressiven, wütenden oder verschlagenen Gesichtern, mit niedlichen Messerchen in den Händen, die Sprüche drauf hatten wie "Fuck `bout everything!!". Yoshitomo Nara spielte verdrängte, unerwünschte und verbotene Gefühle gegen die Unschuld seines kindlichen Personals aus und gewann damit auf rein visuellem Weg ein Maximum an Aussage, die keiner zusätzlichen Erklärungen bedarf. Doch damit ist es anscheinend vorbei. Die Kinderchen sehen aus wie früher, aber das Niedliche wuchert sich nahezu ungebrochen zum Lieblichen aus. Titel wie "Trash" oder "Fuck U" muten wie reine Lippenbekenntnisse an. Mit den Bildern sind sie im Vergleich zu früher kaum noch zu identifizieren. Einstmals benutzte Yoshitomo Nara das Kindchenschema, um durch leichte Verschiebungen starke Emotionen offenzulegen. Das Süße und das Bittere blieben dabei immer in der Waage. Heute droht uns Diabetes.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Yoshitomo Nara
31.03 - 05.05.2004

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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