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curated by 2023: Vorbildlich

In vorbildlich demokratischer Manier einigten sich die teilnehmenden Galerien auch in diesem Jahr wieder auf ein gemeinsames Thema des curated by-Festivals, und in ebenso vorbildlich demokratischer Manier ist das Stichwort "Neutralität" und der Essay von Maximilian Geymüller auf vielfältigste Art und Weise von den Kurator:innen angegangen worden.
Die Galerie Wonnerth Dejaco zeigt in einer Einzelausstellung Arbeiten von Anita Steckel, deren Feminismus kunst- und sozialgeschichtlich gelesen kann, und deren Kampf um Symbole ("the erect penis") neben der politischen Komponente auch zeichentheoretische Zugänge bietet.

Ähnlich klar definiert nach außen, dabei aber nach innen viel öffnend, zeigt sich die Ausstellung "Das Dorf" in der Galerie Crone, in der drei Generationen von Fotograf:innen einen Blick auf das (ostdeutsche) Dorf Berka werfen. Nicht zuletzt als Absage an die Idee der "objektiven" oder "neutralen" Fotografie gedacht, entsteht zwischen den Bildern ein diffuser Nukleus – des Ortes, der Dorfgesellschaft, der Epoche, der Lebensabschnitte.
Einer ganzen Region hat sich in der Galerie Krinzinger Schottenfeld die Kuratorin Verena Formanek verschrieben. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von Künstler:innen aus dem erweiterten mittleren Osten und vermeidet es dabei, die Assoziation des Raums mit einer "neutralen" globalpolitischen Stellung allzu stark zu bedienen, um vielmehr Perspektiven aus dem Inneren zuzulassen. Eine dominante Stoßrichtung ist hier die Frage nach der(den) eigenen Identität(en), die in einer Atmosphäre von Wandel und äußeren kulturellen Einflüssen, unter klimatischem und politischem Druck bestehen müssen.
Explizit dem Diskurs um sexuelle Identitäten vor dem Hintergrund normativer binärer Denkweisen ist die Einzelausstellung von Ad Minoliti in der Galerie Meyer*Kainer gewidmet.
Im Vergleich mit der Ausstellung in der Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder ist das Thema in völlig konträrer Optik und Zugangsweise angegangen, Historizität gegen anachronistischen Eklektizismus, profane Realität gegen visionären Utopismus eingetauscht.

Ein etwas größerer Pool an Ausstellungen versucht sich an semiotischen Untersuchungen, die anhand von materiellen Objekten einerseits, oder ideellen Formen andererseits stattfinden können. Beispiele hierfür sind bei Croy Nielsen, wo Umzugskartons mit Besitztümern oder Spiegel gestaltwandlerische Qualitäten exemplifizieren, oder in der Galerie Krobath zu finden, wo vor allem das Kulissenhafte als Leitmotiv für den Bedeutungsgehalt von Zeichen herhält. Bei Gianni Manhattan verkuppelt sich beides in einer Wandtapete zerstückelter Wolkenmotive, gläsernen Skulpturen und falschen Palmen.
Ein interessanter Ansatz wurde auch in der Galerie Emanuel Layr gewählt, wo unter anderem Gegenpositionen zur Nüchternheit der aufgeklärten Moderne gezeigt werden - ohne diesen zuzustimmen, allerdings.
Ein gesellschaftspolitischer Impetus kommt schließlich in der Galerie Charim nochmal auf, wo das als vermeintlicher Nullpunkt und moralischer Kompass verstandene "Weiße" regelrecht angegriffen wird. Schärfer in seiner selbstgewählten Einschränkung ist noch die von Pınar Öğrenci kuratierte Ausstellung in der Galerie EXILE mit dem treffenden Titel "Unfair Game", wobei auch hier weit über den türkisch-kurdischen Konflikt hinausgegangen wird.

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Den Rundgang durch die Ausstellungen zu curated by 2023 setzen wir demnächst fort.

Mehr zu curated by gibt es in den Kommentaren von Victor Cos Ortega (Link hier https://www.artmagazine.cc/content126811.html) und Raimar Stange (Link hier https://www.artmagazine.cc/content126681.html)

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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