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Peter Kogler: Die Welt ist nicht genug

Eine grünlich schimmernde Hand zeigt in das Zentrum zweier sich überlappender kreisförmiger Liniensysteme, die eine ganze Wand des Ausstellungsraums überziehen und im Auge ein leichtes Flirren erzeugen. Der Blick folgt dem Hinweis unwillkürlich, denn die Funktion des Zeigens auf etwas, so Peter Kogler im Interview, ist eines der grundlegendsten Verständigungssysteme, das wir Menschen entwickelt haben. Der Verweis geht allerdings ins Leere, in kleinen Innersten der Kreise befindet sich – nichts. Ein Verweis auf uns selbst? Vielleicht, denn man fühlt sich stets auch in gewisser Weise ausgeliefert, in den am Computer entworfenen illusionistischen Labyrinthen, die große Räume und Flächen füllen, gerne im öffentlichen Raum wie im Grazer Hauptbahnhof, der Wiener U-Bahn Station am Karlsplatz, dem Parkhaus am Flughafen Wien, und zuletzt im österreichischen Parlament, oder temporär im Kunsthaus Graz (--> das artmagazine berichtete), dem Grand Palais und dem Marta Herford.

Der Kunstraum Konrad in Puchberg am Schneeberg ist eigentlich zu klein für eine klassische Rauminstallation, oder besser Rauminterpretation der Kogler`schen Art. Daher hat sich Kogler auf wenige Werke reduziert, die aber eine Mini-Retrospektive ergeben. Angefangen von einem Siebdruck auf Leinwand mit Motiven, die Peter Kogler seit vielen Jahren begleiten, zu einem aktuellen Print einer Ameise in Wireframe-Darstellung, welche die Basis für heutige Animationsprogramme bildet. An der Rückwand der bereits beschriebene „Demonstrator“ und in der Raummitte dreht sich eine bläulich schimmernde Erdkugel in einer mit einem grafischen Muster ausgeschlagenen Transportkiste. Sie alle bilden Verweise auf Räume und Systeme in denen wir uns täglich bewegen, aufhalten oder die wir nutzen, wie etwa das World Wide Web und andere Kommunikationsnetze. Im kleinen Raum der sich hinter dem auch von außen einsehbaren großen Ausstellungsraum befindet, sehen wir neue Plotterzeichnungen, in denen Peter Kogler seine konstituierenden Bildelemente weiter verarbeitet. Natürlich wieder die Ameise, das Gehirn ebenso, neu ist dabei jedoch ein ausuferndes Netzwerk, das eher dem Straßennetz einer großen Stadt ähnelt, oder einem Myzel, das sich unstrukturiert ausbreitet. In gewisser Weise ein Ausbruchsversuch aus den immanenten Limitierungen, die alle Systeme letztendlich aufweisen.

Die Grenzen realer Räume hat Peter Kogler, für den die Nutzung neuester Technologien ein wichtiger Bestandteil seiner künstlerischen Praxis darstellt, in seinen jüngsten Produktionen jedenfalls überschritten. Im Garten hinter dem ehemaligen Elektrogeschäft, findet sich ein unscheinbarer QR-Code am Boden der, mit der Augmented Reality-APP Wikar eingelesen, eine riesenhafte dreidimensionale Ameise am Bildschirm erscheinen lässt, eingebettet zwischen Sträuchern und Bäumen unter denen es sich ganz hervorragend auf einer Metallbank mit eingefrästem Ameisenmotiv über die das eigene Leben bestimmenden Strukturen und Labyrinthe nachdenken lässt.

Mehr Texte von Werner Remm

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Peter Kogler
08 - 29.10.2023

Kunstraum Konrad
2734 Puchberg am Schneeberg, Wiener Neustädter Straße 12
Email: hallo@kunstraumkonrad.com
https://kunstraumkonrad.com
Öffnungszeiten: Sa-So 12-18 h


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