Mari Katayama: Mine and Yours: Keine Fehlstellen
Das Foto Arsenal Wien zeigt erstmals in Österreich Werke der 1987 in Japan geborenen Künstlerin Mari Katayama. Sie arbeitet mit handgenähten Stoffobjekten und Fotografie und thematisiert damit Fragen von Identität, Schönheitsstandards und gesellschaftlichen Normen.
Mari Katayama litt als Kind an einer Schienbein-Hemimelie, eine Krankheit, bei der speziell die unteren Extremitäten teils fehlen oder stark verkürzt sind. Mit 9 Jahren musste sie sich entscheiden, entweder ein Leben im Rollstuhl zu führen, oder sich beide Unterschenkel amputieren zu lassen und damit zumindest die Chance auf eine gewisse Bewegungsfreiheit durch das Tragen von Prothesen zu haben. Bereits als Kind lernte sie, sich ihrem Körper angepasste Kleidung zu nähen und fertigte dann selbst Puppen und Kissen. Bereits als Teenager begann sie, ihre persönliche Körpererfahrung zu thematisieren. Ihre ersten Postings erschienen auf der Plattform MySpace, noch bevor Facebook und vor allem Instagram zu einem wichtigen Medium für die Kunstszene wurde.
Die ersten Reaktionen auf die ungeschönten Inszenierungen ihrer körperlichen „Unzulänglichkeiten“ bestärkten Katayama in ihrer künstlerischen Entwicklung, der Hinterfragung gängiger Schönheitsideale und des Aufzeigens eines alternaiven Lebensentwurfs. Dabei thematisiert Mari Katayama ihr eigenes „Ich“ und ihre körperliche Autonomie, die immer auch von anderen Personen abhängig ist, etwa der Orthopädietechnik.
Mit einem ganzen Kosmos von Puppen, Skulpturen, genähten Körperteilen und Fotografien stellt Mari Katayama die Frage nach gesellschaftlicher Akzeptanz und wie „normal“ sie sich in die Gesellschaft eingliedern kann. „So zu sein, wie die anderen“ war lange Zeit eine Triebfeder ihres künstlerischen Tuns. Aktuell äußert sich diese Sehnsucht in ihrem „High Heels Project“, in dem sie gemeinsam mit Designer:innen für sie geeignete Prothesen für das Tragen spezieller High Heels entwickelte.
Katayamas Fotografien bedienen keinen Voyeurismus. Die Offenheit, mit der sie ihren Körper den Blicken des Publikums aussetzt ist entwaffnend und berührend zugleich. Ihr „Handicap“ wird dabei zur Stärke einer Frau, die in einer selbstoptimierten Gesellschaft selbstbewusst Inklusion ohne Sentimentalität einfordert.

01.09 - 19.11.2023
Foto Arsenal Wien
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