Gartenkünste: Warten auf Regen
In der Hitze des Sommers zieht es viele ans Meer, doch auch in Gärten und Parkanlagen lässt es sich gut aushalten – besonders wenn sich zu Pflanzen und Architektur noch Kunstwerke bzw. künstlerische Gestaltung gesellen. Der berühmteste Künstlergarten ist wohl jener von Claude Monet in Giverny bei Paris, einer der interessantesten und eigenwilligsten jener von Derek Jarman, angelegt rund um das Prospect Cottage in Dungeness am südlichsten Zipfel der Grafschaft Kent. Gerade die englischen Landschaftsgärten, die sich im 18. Jahrhundert entwickelten, laden zum entspannten Spazieren und Schauen. Mit ihren besonderen Wegführungen, Gebäuden und Gewässern bieten sie Erholung und kreative Anregung gleichermaßen.
Ein solcher Garten, klassisch mit Tempel, Teichen, einem Wasserfall und der entsprechenden Bepflanzung findet sich in Eisenstadt beim Schloss Esterhazy. Ursprünglich nur ein kleiner Garten rund um die historische Burganlage wurde mit der Umgestaltung und Erweiterung der Burg zum repräsentativen Schloss sukzessive auch die Gartenanlage erweitert und schließlich zum Landschaftsgarten nach englischem Vorbild ausgestaltet. Heute ist dieser Garten öffentlich zugänglich und wird von einem Freundverein gepflegt, doch es gibt weiterhin Überlegungen, wie eine zeitgemäße Weiterentwicklung der attraktiven Anlage aussehen könnte.
Schon der Leopoldinentempel beherbergt ein bedeutendes Kunstwerk – die Statue der einzigen Tochter von Fürst Nikolaus II., ausgeführt vom gefeierten italienischen Bildhauer Antonio Canova. Nun sollen Künstler:innen des 21. Jahrhunderts die nächsten Schritte in der Weiterentwicklung des Gartens anstoßen.
Vitus Weh, Kurator für NOW Esterhazy, hat drei Kolleg:innen eingeladen sich mit dem Eisenstädter Garten auseinanderzusetzen. Fanni Fetzer (Kunstmuseum Luzern), Brigitte Kölle (Kunsthalle Hamburg) und Thomas D. Trummer (Kunsthaus Bregenz) haben ihrerseits je eine Künstlerin bzw einen Künstler nominiert, einen Entwurf für eine künstlerische Intervention zu entwickeln.
Anna Artaker konzentriert sich dabei auf die eher schlichte Rückseite des Schlosses. Die zugemauerten Bögen zur Sala Terrena öffnet Artaker optisch durch eine gemalte Scheinarchitektur, mit der sie das vom Garten aus nur aus der Ferne zu betrachtende Bauwerk eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Die drei weiteren Kunstwerke setzen sich, jedes auf seine Weise, mit dem Wasser im Garten auseinander. Der schottischen Künstlerin Susan Philipsz, in Österreich bekannt durch ihre Toninstallationen am Heldenplatz in Wien, dem Kunsthaus Bregenz und dem jüdischen Friedhof in Hohenems, hat es der heute nur noch kleine Wasserfall in der Schlucht neben dem Leopoldinentempel angetan. Dem leisen Tröpfeln des Wassers stellt Philipsz ein Lamento über das Werden und Vergehen der Natur von Ben Johnson (1572-1637) zur Seite, das von seinem Zeitgenossen William Horsley vertont wurde.
In die Fläche bringt Markus Schinwald das Wasser in neuen Wasserflächen vor der Orangerie. Zu dem bereits bestehenden Becken schlägt Schinwald je ein neues Becken links und rechts vor, in denen menschliche Figuren sitzen, dem Wasser ausgeliefert. Denn die Wasserstrahlen kleiner Brunnen umspülen die Körper nicht, sondern spritzen ihnen direkt ins Gesicht.
Mit dem drängenden Problem der Wasserknappheit setzt sich Katinka Bock mit einem zweiteiligen Vorschlag auseinander. In die Orangerie hängt sie ein Mobile aus überdimensionalen Agavenblättern die von einer Mechanik bewegt werden, die auf der Menge von eingefangenem Regenwasser beruht. Hoch darüber, beim sogenannten Obeliskenteich, schlägt sie einen Pavillon vor, in dem man dem Regen lauschen kann – soferne er noch fällt.
Noch bis in den Winter hinein können die Entwürfe noch im Schloss Esterhazy besichtigt werden, danach empfiehlt sich ein Spaziergang durch den Schlosspark, wo man die neuen Werke dann schon erahnen kann.
08.04 - 23.12.2023
Schloss Esterházy
7000 Eisenstadt,
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