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Sag mir wo die Eisberge sind

Auf den ersten Blick könnte man beim Anblick des Wiener Ringturms in Sommergefühle verfallen. Die diesjährige, nun zum 14. Mal stattfindende Verhüllung des 23 Stockwerke hohen Bürogebäudes der Wiener Städtischen Versicherung am Donaukanal zeigt, wovon viele aktuell träumen: Menschen am Strand, Sonne, Meer. Vor vielleicht 10, 20 Jahren wäre das Sujet wohl wirklich als Urlaubsempfehlung wahrgenommen worden, doch heute mischt sich Nachdenklichkeit in die Szenerie. Heute vergeht kein Tag, ohne dass wir auf die Folgen der Klimaerwärmung hingewiesen werden. Gletscher schmelzen dahin, die Oberflächentemperatur der Meere steigt aktuell so schnell wie noch nie seit Beginn der Messungen, das Polareis schwindet und damit auch die Eisberge.

Genau dort setzt die in Slowenien geborene Fotografin und Umweltaktivistin Vanja Bućan mit ihrer 4000 Quadratmeter großen Fotografie an. Mit analoger Cout-Out-Technik setzt Bućan die Shilouetten von wandernden Eisbergen in die vermeintliche Strandidylle. Die Personen werden mit derselben Technik eingefügt. So entsteht ein Moment der Unsicherheit, eine Irritation, mit der die vermeintliche Idylle gebrochen wird. Vanja Bućan fotografierte die Strandszenen in Australien, eigentlich im dortigen Winter. Für solche Fotos verwendet sie gerne kleinere Digitalkameras damit niemand sich beobachtet fühlt – also Beach Photography statt Street Photography. Die Bilder druckt sie danach aus, schneidet sie und legt die Cut-Outs übereinander. Diese werden nun nochmals fotografiert und ausgearbeitet, oder wie in diesem Fall auf die Planen gedruckt.

Das Ergebnis der künstlerischen Intervention an diesem verkehrsreichen Ort ist eine Mahnung gerichtet an die Vorübereilenden sowie die Autofahrer:innen: Jede:r Einzelne ist gefordert , um die Klimakrise nicht noch weiter eskalieren zu lassen.

Die 4.000 Quadratmeter bedruckte Netzplane hilft übrigens im Sommer die Büros kühl zu halten und spart Energie. Nach dem Abbau werden daraus 500 Taschen, die das Upcycling Label Gabarage in seinen Integrationswerkstätten fertigt.

Mehr Texte von Werner Remm

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