Art Austria: Alles wird gut...

Wer lange genug am Fluss sitzt… 44 Galerien und Kunsthandlungen sowie fünf Künstlerpräsentationen: Zumindest bis klar ist, in welcher Form die viennacontemporary dieses Jahr stattfinden wird und man die Parallel Vienna nicht als klassische Kunstmesse ansieht, ist die Art Austria, gemessen an der Teilnehmerzahl und Fläche derzeit die größte Kunstmesse Österreichs. Das ist im internationalen Vergleich immer noch klein, aber mit ihrer 16. Ausgabe behauptet sich die Art Austria nach wie vor als Kunstmesse für ein großteils lokales Publikum, das die bunte Mischung an künstlerischen Ausdrucksformen schätzt.

Seit Beginn setzt die Messe auf eine im Jahr 2008 noch eher kritisch beäugte Mischung aus klassischem Kunsthandel und zeitgenössischen Galerien. Nachdem Kunst des späten 20. Jahrhunderts bis zu aktuellen Produktionen aber auch im Kunsthandel Einzug gehalten haben, haben sich auch anfangs noch präsente Berührungsängste erübrigt. So kann man den Schriftzug …alles wird gut… von Michael Schuster beim Room of Fine Arts aus Graz durchaus auch auf die Art Austria beziehen. Einzig die Bestückung der sogenannten „Artist Lounge“ sollte Messeleiter Wolfgang Pelz Kurator:innen überlassen. Da wäre noch Potential, um dem Publikum mehr Entdeckungsmöglichkeiten in der jungen Szene zu bieten. Ein Ansatz in dieser Richtung ist immerhin die Präsentation der Galerie Burggasse 21 im Raum D des Museumsquartiers, der aber ein wenig abseits des Messezelts liegt.

Entdeckungen sind aber immerhin aus dem 20. Jahrhundert möglich. Die 2016 gegründete Artfor Gallery (Linz) zeigt eine Auswahl des Linzer Fotografen und Künstlers Josef Pausch (1948-2010), der in den 1970er Jahren in den USA eine sehr eigenständige Position in Fotografie und Kunst entwickelte, in seiner Heimat aber die wirklich den Durchbruch schaffte. Die Galerie Kopriva präsentiert eine Einzelschau des Grazer Architekten und Malers Gerhard Lojen (1935-2005). Als Leiter der Meisterklasse für Malerei an der Grazer Ortweinschule unterrichtete er Künstler:innen wie Tatiana Lecomte, Siggi Hofer, Markus Wilfling, Jack Bauer und Ronald Kodritsch.

Für „Cat Content“ sorgt diesmal Estermann/Kunst mit einer bemerkenswerten Leinwand von Brigitte Kowanz. Das 55x50 cm große Bild aus dem Jahr 1984 hat die Künstlerin in Acryl und Phosphorfarbe ausgeführt und leuchtet daher im Dunkel (€ 9.800,-). Für ihr Œvre eher ungewöhnlich ist eine „Boje“, ausgeführt in Gmundner Keramik von Xenia Hausner die wiederum auf einem Gemälde der Künstlerin basiert. Sammler:innen die noch Platz für Großformatiges haben werden an mehreren Ständen fündig. „Praktisch schon verkauft“ ist eine 240x250 cm messende Leinwand von Wolfgang Hollegha bei Reinisch Contemporary, Malerei in ähnlicher Dimension gibt es von Gunter Damisch beim Kunsthandel Freller. Ernst Hilger hat 2006 mit Hermann Nitsch das Triptychon Grablegung in einer Unikatsedition von 36 Stück produziert und bietet das 197x291 messende Werk zum Preis von 38.000 Euro an.

Urlaubsgefühle wecken kann der „Strand von Cigale (Lošinj)“ von Carl Krall beim Kunsthandel Hieke. Ein Werk von Miriam Cahn hat im Rahmen ihrer Aktuellen Ausstellung im Palais de Toky in Paris für Aufregung gesorgt. Ein ehemaliger Politiker der rechtsextremen Front National hat die Arbeit „Fuck Abtraction“ mit Farbe verunstaltet, nachdem das Werk das Kindesmissbrauch anprangert, schon zuvor zu verbalen Angriffen  geführt hat. Durchaus ähnlich gelagert, wenn auch nicht so explizit ist Cahns Leinwand „liebenmüssen“, die bei Zimmermann und Kratochwill angeboten wird.

Größe ist nicht alles, und natürlich reicht der verfügbare Platz nicht aus, um auch die großen zeitgenössischen Galerien Wiens auf die Messe zu bringen. Doch mit Konsequenz und Durchhaltevermögen hat Wolfgang Pelz die Art Austria zu einem Punkt geführt, der eine interessante Homebase für Sammler:innen und Galerist:innen darstellt.