Six Solos: Starke Dialoge
Unter dem Titel „Six Solos“ führt die Galerie Suppan sechs malerische Positionen zu einer ebenso spannenden wie kontroversen Begegnung zusammen. Mit Hermine Aichenegg (1915-2007), Julia Brennacher (*1983), Hildegard Joos (1909-2005), Karo Kuchar (*1986), Laura Limbourg (*1996) und Florentina Pakosta (*1933) werden nicht nur Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen und Herkunft zueinander in Dialog gebracht. Ihr heterogener Umgang mit Formen, Ausdruck und Inhalten eröffnet zudem Oppositionen, die in jedem der drei straßenseitigen Galerieräume auf je und je eigene Weise Spannung aufbauen.
Gleich im Entree ziehen zwei großformatige Leinwände der jungen Laura Limbourg als erstes die Aufmerksamkeit auf sich. Beidseitig eines Durchbruchs wie ein Diptychon gehängt, zeigt jedes der in gebrochenen Farben gehaltenen Acrylbilder eine Tennisspielerin. Hochkonzentriert und in angespannter Körperhaltung, die eine hell gekleidet, in abwartender Haltung, die andere dunkel und mitten in der Bewegung, scheint es, als würden die beiden gerade ein Match ausspielen. Als Gegenpole postieren sich gegenüber drei kaleidoskopartige bunte „Verschiebungen“ von Hildegard Joos aus dem Jahr 1970, die jeweils schräg innerhalb des Bildgevierts gespiegelt sind, sowie eine sich kantig nach oben schraubende Balkenkomposition von Florentina Pakosta in einem intensiven Blau-Rot-Schwarz-Dreiklang.
Ein Miniatur-Zweiteiler von Karo Kuchar – „Tryin‘ to play cool II“, geschaffen aus abgetragener weißer Wandoberfläche auf lilafarbenem Organza – leitet über zum nächsten Dialog. Die Bildobjekte, mit denen Kuchar vor wenigen Wochen erst bei der New Yorker Future Fair die Aufmerksamkeit der US-Medien auf sich gezogen hatte, spielen ironisch mit Bildern des weiblichen Körpers sowie Möglichkeiten seiner Verhüllung durch Bikinis, Slips, Bandeaus im digitalen Zeitalter; eine gewisse Komik resultiert nicht zuletzt aus der Einpassung des dargestellten Körpers ins breite Viereck des Rahmens. Sie wiederum treffen auf die geometrisch-abstrakten Modulationen von Julia Brennachers dicht gehängter Serie „The Eclectic Trail“. Teils lasierend, teils deckend bis pastos gemalt, zitieren sie organische Formen und poppige Farben des Design- und Fashion-Alltags; der objekthafte Charakter der relativ kleinen Keilrahmen unterstreicht ihre Musterhaftigkeit. Die Kontextualisierung mit Kuchars und Brennachers Malerei verleiht last but not least den protofeministischen Bilderzählungen der immer noch wenig bekannten Wienerin Hermine Aichenegg und ihrer zwischen Neusachlichkeit, Phantastischem Realismus und Pop angesiedelten Bildsprache unvermutete Aktualität – etwa „Frau in der Küche“ (1959) oder „Im Palmenhaus“ (um 1957). Im dritten Raum schließlich finden sämtliche sechs „Solos“ zu einer Art Schlusskonversation zusammen, um in der Umkehr und Rückschau, angeleitet durch Blickachsen, abermals neue Konstellationen einzugehen und Dialoge aufzunehmen.
21.04 - 24.06.2023
Galerie Suppan
1010 Wien, Habsburgergasse 5
Tel: +43 535 535 2
Email: office@suppan.art
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Öffnungszeiten: Di-Fr 11 - 18, Sa 11 - 14 h