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Paper Positions: In guter Papierform

Fast schon charmant kommt die über aus „luftige“ Verteilung der Messekojen auf der diesjährigen „Paper Positions“ im historischen Lichthof des ehemaligen berliner Telegrafenamtes daher. Hier werden nun sowohl historische wie aktuelle „Paper Positions“ gezeigt, Arbeiten der schon klassischen Moderne, etwa von Lyonel Feininger, Otto Dix, Paula Modersohn-Becker und Lotte Laserstein zum Beispiel, also ebenso wie neue Werke von jungen, unbekannten Künstlern, wie etwa die düster-poetischen Abstraktionen der iranischen Künstlerin Raha Khosroshadi (O Gallery, Teheran) und die naiv-realistischen Blätter des ghanaischen Künstlers Ernest Kankam (gray+gray gallery, Karlsruhe). Das Spektrum der hier zu sehenden Kunst reicht dann von feinen Zeichnungen bis hin zu Skulpturen aus Papier, von schwarz-weißen Drucken bis hin zu farbvollen Aquarellen. So wundert es nicht, dass die „Paper Positions“ dieses Jahr immerhin gleich 19 Galerien als Neuzugänge vermelden können.

Ein Highlight der „Paper Positions“ sind die so plakativen wie poetischen Siebdrucke der lettischen Künstlerin Helena Henrihsone bei Maxla XO aus Riga. Weibliche Körper werden von der Künstlerin reduziert zuweilen fast bis zur expressiven Abstraktion, dennoch aber sind diese Darstellungen immer noch als Körper erkennbar. Solch fast schon ikonenhafte „Figurinen“ stellt Helena Henrihsone seit den 1970er Jahren in ihren Drucken in den künstlerischen Fokus und erzählt dabei von fragiler Verletzlichkeit ebenso wie von einem starken, femininen Selbstbewusstsein.

Ein weiteres Highlight sind die Papierarbeiten von Greg Colson bei Bradwolff & Partners (Amsterdam). Diese Textarbeiten des US-amerikanischen Künstlers, zum Beispiel das Blatt „Black Metal“, auf dem eigentlich nicht zusammenpassende Worte wie „Democrat“, „Black Metal“ und „Silver Valentine“ gestempelt erscheinen, überzeugen durch eine konzeptionelle Strenge, die paradoxerweise eine Offenheit der Lesheit generiert, die die Möglichkeit von eindeutigem Sinn produktiv in Frage stellt - scheinbare Ordnung kippt da um in ein semantisches Chaos.

Zum Programm der diesjährigen „Paper Positions“ gehört übrigens auch die Spendenaktion „Hundert für hundert“: Die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Stadler hat ein Blatt in 100er Auflage gespendet, jedes Blatt kann für 100 Euro erworben werden. Der Erlös geht dann zu 100% an die Hilfsorganisation „Be an Angel e. V.“, die sich für die Integration von Menschen mit Fluchthintergrund engagiert.

Mehr Texte von Raimar Stange

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Paper Positions
27 - 30.04.2023

Deutsche Telekom Hauptstadtrepraesentanz
10117 Berlin, Französische Straße 33 a-c
https://www.paperpositions.com/
Öffnungszeiten: Fr 14-18, Sa 11-20, So 11 - 18 h


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