Laure Prouvost. Ohmmm age Oma je ohomma mama: Hommage an starke Frauen
Die französische Turner-Preis Trägerin Laure Prouvost verwandelt das untere Geschoß der Kunsthalle Wien in eine mesmerisierende Bühne aus Film, Sound, Text und Objekten, in denen sie aus dem Wort Hommage eine homophone Inszenierung aus Oma und je (Frz.: ich) in einer Bilder- und Narrationskette verdichtet.
Prouvost erstellt ein Psychogramm möglicher Oma-Figuren, das Großmütter als starke, unabhängige Frauen, Rebellinnen, und Vorbilder ins Blickfeld rückt. Eine Choreografie an aufeinanderfolgenden Filmen und Erzählungen führt Besucher*innen in ein Höhlen-artiges Universum, das durch einen an der Decke auf einer Schiene fahrenden Scheinwerfer gleichzeitig in eine Underground Disco mutiert. Letzteres wird durch eine eigens für die Schau komponierte 6-Kanal Soundinstallation von Elisabeth Schimana untermauert. Mit Schimana suchte sich Prouvost bewusst eine der österreichischen Pionierinnen der elektronischen Musik aus, die seit den 1980er Jahren aktiv ist und sich durch legendäre Kollaborationen mit dem ORF Kunstradio unter Heidi Grundmann auszeichnete.
Am Eingang überrascht Besucher*innen eine Installation aus Schlagzeugbecken, die auf vorbeigehende Personen sensorisch reagieren und in die Ausstellung einführen. Im ersten Video erzählt eine schemenhafte Figur alias Enkelin einer fiktiven Oma über Vorgänge der jüngsten Zeit wie Covid, Klimakrise oder den kapitalistisch bedingten Fortschrittswahn. Mit dieser kindlichen Stimme und psychoenergetisch aufgeladenen Erzählweise machte Prouvost seit Anfang auf sich aufmerksam, was ihr bereits 2011 bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen den Hauptpreis einbrachte. Der zweite Film im hinteren Teil der Ausstellung „Here Her Heart Hovers,“ der ebenso von der Kunsthalle Wien und den Wiener Festwochen in Auftrag gegeben wurde, führt in eine Höhle in der Nähe von Marseille, in der eine Gruppe multiethnischer Protagonistinnen Geschichten über ihre VorfahrInnen erzählen. Hier verwebt die Künstlerin etwa den historischen Fund der Venus von Willendorf mit Referenzen zu Joan Jonas oder Laurie Anderson.
Der skulpturale Teil der Ausstellung zeigt Sandanhäufungen mit Versatzfundstücken, die die Künstlerin an ihrem aktuellen Wohnort in Brüssel sammelte; diese schweben auch von der Decke und verstärken das Gefühl der Höhle, wodurch Assoziationen zu jenen von Altamira und Lascaux wachgerufen werden. Prouvost gelingt es, eine räumliche Situation zu schaffen, die eine Fülle an visuellen und akustischen Informationen offeriert, die in ihrer Gänze jedoch schwer erfasst werden können und ein mythisches Szenario erzeugen, das gleichzeitig die Entfremdung vom Planeten Erde symbolisiert.
11.05 - 01.10.2023
Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h