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Love Letters: Ein Rundgang durch die künstlerische Poesie des Liebesbriefs?

Die in der Gabriele Senn Galerie gezeigte Ausstellung „Love Letters“ zeigt auf charmante Art und Weise die Vielfältigkeit des Liebesbriefs in der Kunst. Von früher Computerkunst (David Link), figurativer Malerei (Alex Ruthner), Fotografie (Elfie Semotan), Videokunst (Marina Sula) bis zu Installationskunst versucht die Schau ein möglichst breites Spektrum abzudecken. Dabei greifen die künstlerischen Arbeiten in der von Kathi Senn und Paul Feigelfeld kuratierten Ausstellung die Thematik auf unterschiedlich abstrakten Ebenen auf. Es ist ein kleiner Parcours durch die Galerieräumlichkeiten, der versucht, einem sehr großen Genre der Kunstgeschichte gerecht zu werden. In der Tat keine einfache Aufgabe!

Gleich zu Beginn trifft man auf eine große, raumfüllende und durch die farblich in Gold, Schwarz und Silber gehaltenen Objekte auf den ersten Blick dekorativ wirkende Installationsarbeit von Rozafa Elshan und Stephanie Stern. Die auf einer großen Festtafel angerichteten Objektbilder, die einer performativen Bühne oder gar einem Bühnenbild gleichen, erinnern zuallererst an Daniel Spoerris Tische, sind aber vielmehr ein Potpourri aus geometrischer Objektkunst, objets trouvés und Zeichnungen. Der Tafel gegenübergestellt ist ein zweidimensionales bildhaftes, fotografisches Ergebnis, das nahezu als Hommage an Spoerris Wandbilder aufgefasst werden kann.

Weiters findet man im ersten Raum eine Vertreterin der konkreten, visuellen Poesie, Ruth Wolf-Rehfeldt, die mit ihrer Arbeit „Wait“ thematisch anknüpft, deren Œuvre aber durchaus spannendere Arbeiten hergeben würde. David Links Arbeit, die bei der dOCUMENTA (13 / 2012) ausgestellt wurde, erinnert wiederum an frühe Computerkunst.

Im zweiten Raum nimmt Alex Ruthners roter, einem Papagei ähnlicher Vogel auf schwarzem Grund Bezug zu Elfie Semotans verwunschener Waldlandschaft, wobei man bei der Thematik auf den ersten Blick vermutlich eher mit einer Brieftaube gerechnet hätte. Im Ausstellungsbegleittext von Paul Feigelfeld ist vielmehr von einem Feuervogel die Rede, der Sehnsucht, Lust und Zorn verkörpern soll. Doch von diesen beschriebenen Charaktereigenschaften fehlt in Ruthners Arbeit jede Spur. Barbara Mungenasts Spiegelarbeit greift diese narzisstischen Merkmale des besagten Feuervogels, die sich auch im schriftlichen Austausch zwischen Verliebten oder Liebenden manifestieren können, auf. In einem runden Spiegel mit der Aufschrift„L for Love E for Euphoria P for Player H for Hate M for Melancholy R for Rage S for Slow Death G for Game U for Utopia” sieht man entweder das eigene Spiegelbild mit seinen narzisstischen Zügen oder aber die Arbeiten der anderen Künstler und Künstlerinnen der Ausstellung.

Weiters zeigt der Raum eine Videoinstallation von Marina Sula, die sich mit der Geschichte des Wiener InterContinental befasst. Verschlüsselte Wort-Puzzle, die die Kommunikation zwischen fiktiven Hotelgästen (Spione, Liebhaber, Verliebte etc.) widerspiegeln, bleiben auch beim genaueren Betrachten ein Rätsel. Und so ist man relativ schnell im Ausstellungsrundgang bei den frankierten Kuverts, den „Untitled (LETTERS)“ von Max Schaffer, einem chilenischen, in Berlin lebenden Künstler angekommen. Auf Briefumschlägen diverser Kunstinstitutionen finden sich dystopische Aussagen wie „making pizza“, „dystopia dating“, because I don’t want to look like I’m catastrophizing“, „the eternal mystery“ wieder. Was der Künstler hiermit ausdrücken will, ist ungewiss.

Der „LOVELETTER“ des Hamburgers Gerrit Frohne-Brinkmann (ein interessanter Künstler!) knüpft inhaltlich an Richard Hoecks Arbeit „SPAM“ an. „LOVELETTER“ ist ein mediales Computerrelikt eines berüchtigten E-Mail-Wurms, der im Jahr 2000 zahlreiche Computer infiziert und in kürzester Zeit einen millionenfachen Schaden angerichtet haben soll. Und so spielt die Arbeit metaphorisch mit dem Gedanken, dass man für die Liebe vieles tun würde. Und genau dieser Vielfältigkeit versucht die Ausstellung gerecht zu werden, wobei leider die Bezüge der Arbeiten untereinander und zur Thematik des Liebesbriefs ein wenig verloren gehen.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Love Letters
12.05 - 28.07.2023

Gabriele Senn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1 a
Tel: +43 1 585 25 80
Email: office@galeriesenn.at
http://www.galeriesenn.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h


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