
Agnes Fuchs. Her Eyes Were Green: Eintauchen in die Komplexität (medien-)technischer Verhältnisse
In ihrer Ausstellung „Her Eyes Were Green“ untersucht Agnes Fuchs die formensprachlichen Analogien prädigitaler Zeitalter und formuliert anhand von Schaltkreissystemen und kognitiven Verschaltungen mittels Malerei, Video und Installation die Vor-Bilder digitaler und post-digitaler Bildwelten
Im Eingangsbereich befindet sich eine schräge Wand, die Besucher*innen in die Ausstellung wie ein Schaltelement leitet. Weiße Markierungen wie „Signal Cam“ führen in einen verzweigten Schaltkreis am Boden, der sich durch die gesamte Ausstellung zieht und modulartig verschiedenste Formen von Technikaliät aufgreift. Der Titel selbst bezieht sich auf den Film „Blade Runner 2049“ aus 2017. Hier moniert Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, die Makelhaftigkeit der Augenfarbe des geklonten Duplikats seiner Geliebten, der Replikantin Rachel. Fuchs referenziert auf Formen künstlicher Intelligenz und die Schnittstellen bzw. Überlagerungen von analoger und digitaler Repräsentation. Die hier sichtbare Bodenzeichnung eines rhizomartig verzweigten Schalkreises wird von einer Ansammlung von Schachtelhalmen inmitten des Schaltkreissystems unterwandert, eine Pflanzenart, die bereits seit hundert Millionen von Jahren existiert und in ihrem Wachstum einem ähnlich verzweigten Muster folgt.
An der 25 Meter langen Stirnwand befinden sich Malereien, die in losen Gruppen gesetzt sind und Formensprachen von Schaltkreisen, elektronischen Bauteilen und Diagrammen zeigen, die auf die Raumstruktur eingehen und als wissenschaftliche Referenzkette dienen. Deren monochromer Bilderfluss transformiert den Raum in ein doppelbödiges minimalistisches Setting. An der Rückseite der Eingangswand befindet sich ein Video, in dem die Hände der Künstlerin, die mit elektronischen Bauteilen hantiert, zu sehen sind. Die hier als Formensprache vorgeführte wissenschaftliche Objektivität wirft jedoch Fragen danach auf, „wie“ Messvorgänge und Beobachtungen angelegt sind (Karen Barad), und wie die Gesten wissenschaftlicher Bilder gelesen werden.
Den Farben eloxierter Bauteile, den changierenden Oberflächen von Halbleitern oder dem Titel entsprechend folgt die Künstlerin auch den Nuancen der Farbe Grün, die den Charakter einer Fehlfarbe, eines Verlaufs annimmt und nicht nur am abnehmbaren Faltumschlag des Kataloges zu sehen ist, sondern auch auf einem Poster, das als Stoß innerhalb der Ausstellung aufliegt und in Gonzales-Torres Manier von Besucher*innen mitgenommen werden kann.
Fuchs gelingt es, ein Raumszenario herzustellen, das in einem klaren bildlichen Zusammenhang steht, der zwar auf wissenschaftsbasiertem Denken aufgebaut ist, bei Betrachter*innen jedoch unterschiedliche Narrationsketten auslöst.
05.05 - 08.10.2023
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