Werbung
,

Marco A. Castillo - Casa Negra: Paint it black

Die „Diktatur des Proletariats“ gibt in Kuba seit längerem den politischen Ton an. Zensur und Repression inklusive autoritärer Gewalt sind die Folgen, unten denen gerade Künstler:innen in den letzten Jahren zunehmend leiden. In seiner Ausstellung „Casa Negra“ setzt sich der seit 2019 im Mexikanischen Exil lebende Marco A. Castillo kritisch mit dieser, durch das sich als „links“ verstehende Kollektiv praktizierten, Unterdrückung auseinander.

Im Zentrum der Präsentation steht also sein Film „Casa Negra“, 2023, der gleichsam ein dokumentarisches Reenactment ist. Gezeigt wird da wie ein Wohnhaus, genauer: dessen Fenster, Türen sowie die Fassade und sein Vorplatz mit Pflanzenkübeln, von einer aufgebrachten Menge pechschwarz bemalt wird. Seit den 1960er Jahren ist dieses eine gängige Methode um angebliche „Feinde der Revolution“, so der offizielle Sprachgebrauch, zu denunzieren und zu brandmarken. Fast schon wie einen Zombiefilm hat Castillo diese Szenerie gefilmt, in der hasserfüllte Gesichter immer wieder in den Fokus geraten und der aggressive Mob sich, wüst schimpfend, unaufhaltsam dem Haus nähert, um es schließlich zu verschandeln - wenn man so will: Malerei als bestrafende Abmahnung.

Die hier zudem ausgestellten „Black Paintings“, ebenfalls 2023, des Künstlers spielen dann an die schwarz gemalten Fenster von „Casa Negra“ an. Auf flachen Plexiglaskästen hat Castillo mit seinen Händen gestisch mit schwarzer Farbe „gemalt“. Das Resultat sind so abstrakte wie expressive Bildobjekte, die von sinnloser Aggression ebenso erzählen wie gleichzeitig von einer künstlerischer Formgebung, die letztlich dann doch nicht die „dargestellte“ Willkür wirklich zu repräsentieren vermag.

Diesen „Black Paintings“ schließlich sind Castillos „White Paintings“, 2018, zur Seite gehängt. Diese Gemälde reagieren auf ein 2018 in Kuba eingeführtes Gesetz, das nur Personen das Kunstschaffen erlaubt, die über einen staatlichen Künstlerpass verfügen. Zudem wird in dem Gesetz penibel ausgeführt, was Künstler:innen in ihrer Kunst tun dürfen und was nicht. Jedwede Kritik an der in Kuba real existierenden Politik zum Beispiel ist ihnen selbstverständlich nicht erlaubt. Castillos Antwort auf diese Vorschriften sind Bilder, die er mit Wasser auf grundierte Leinwände gemalt hat. Sind diese Malereien erstmal getrocknet, ist auf ihnen nichts mehr zu sehen, vielmehr stellen sie eine lapidare und paradoxe, aber eben dadurch überzeugende Metapher für die Sinnlosigkeit von bildender, nicht-aktivistischer Kunst unter politisch überaus prekären Bedingungen vor. Anschauen!

Mehr Texte von Raimar Stange

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Marco A. Castillo - Casa Negra
17.03 - 16.04.2023

KOW
10969 Berlin, Lindenstraße 35
Tel: +49 30 311 66 770
Email: gallery@kow-berlin.com
http://kow-berlin.com
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: