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TEFAF: Die nüchterne Königin

Gemächlich flaniert der Hofstaat, den die Königin zur Audienz geladen hat. Nach einem so spektakulären wie vermutlich vermeidbaren Raubüberfall im letzten Jahr (--> das artmagazine berichtete) hat die Tefaf in Maastricht jetzt strenge Einlasskontrollen, wie sie etwa in Basel schon länger üblich sind. Die auf zwei Tage entzerrte Vernissage der „Königin der Kunstmessen“ macht den Besuch für die exklusivsten Gäste des ersten Tages weniger gedrängt als früher, so dass mehr Zeit für Gespräche bleibt. Andererseits fehlt dem Event dadurch der „buzz“, das Gefühl von Dringlichkeit bei der Kaufentscheidung, was den Ausstellern wiederum nicht unbedingt gefällt.

Verkaufsmeldungen bis in den Millionenbereich liefen folgerichtig in größerer Zahl erst am zweiten Tag ein, der ebenfalls noch geladenen Gästen vorbehalten war, bei dem jedoch keine Austern mehr gereicht wurden. Gespart wurde auch beim berühmten Blumenschmuck. Überhaupt wirkt die Tefaf nüchterner als die opulenten Inszenierungen vergangener Jahre, was vielleicht auch eher dem Geist der Zeit entspricht. Nicht ganz freiwillig spiegelt sich diese Nüchternheit im Angebot. Die schlagzeilenträchtigen Hingucker von früher, wie neuentdeckte Rembrandts oder van Goghs gehören wohl ohnehin der Vergangenheit an. Man muss sich schon gut in einem Spezialgebiet auskennen, um etwa einen einen bronzenen Buddha bei Rossi & Rossi (Hongkong und London) als 10 Millionen-Preziose zu erkennen – oder man hält sich an Juwelen oder Ikonen der Pop Art im Bereich der Moderne.

In den letzten Jahren hat sich einiges bewegt bei der eher behäbigen Tefaf-Organisation. Der Gang nach New York mit der Tefaf Spring für Moderne Kunst und der Tefaf Fall für Alte Kunst endete über die Pandemie mit der Aufgabe des Herbsttermins. Der New Yorker Händler Christoph van de Weghe ist nicht mehr Chairman der mächtigen Moderne-Sektion. Der Münchener Kunstkammer-Spezialist Georg Laue, Chairman der Skulpturen-Abteilung, erklärt die Entscheidungsprozesse innerhalb der Organisation: „Wir haben einen regelmäßigen Wechsel bei den Ämtern. Man wird auf drei Jahre gewählt. Manchmal möchte man sein Mandat vielleicht nicht erneuern, weil es sehr viel ehrenamtliche Arbeit bedeutet, sowohl im Executive Comittee, als auch im Board.“ Mit den Ämtern sei es wie mit der Messeteilnahme: „Früher war man ja auch für immer drin, wenn man einmal drin war. Jetzt muss man jedesmal neu gewählt werden.“ Es gibt also keine Erbhöfe mehr. Das bedeute natürlich auch mehr Aufwand für beide Seiten: „Jedes Selection Committee bespricht jede einzelne Bewerbung. Es gibt ein Punktesystem. Da gibt es ganz klare Prozesse, wer was entscheidet.“

Hidde van Seggelen, Niederländer mit einer Galerie für zeitgenössische Kunst in Hamburg, ist jetzt Chairman und President des Executive Committee, dem Vorstand des Stiftungsunternehmens Tefaf. Er muss alle Sparten im Blick haben, nicht nur sein Fachgebiet. Zu den bedrohten Sammelgebieten gehören Bereiche mit großer Tradition. Auf der im Februar zuende gegangenen Brafa in Brüssel waren Antiken und Stammeskunst praktisch nicht mehr vertreten. Das hängt vor allem mit plötzlich sehr strengen Regulierungen im Nachbarland zusammen. In Maastricht geben sich hingegen nach wie vor die renommiertesten Händler ein Stelldichein. Auf die Provenienz der Objekte wird auch hier mittlerweile großen Wert gelegt. Van Seggelen erklärt: „Ich glaube, dass diese Bereiche eine Zukunft haben. Unser Rahmen ist natürlich die gesetzliche Regelung. Das Segment ist zwar kleiner geworden, aber es gibt hier eine große Kennerschaft auf diesem Gebiet und es wäre ein großer Verlust, wenn das nicht weitergetragen würde.“

Mehr Texte von Stefan Kobel

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TEFAF
11 - 19.03.2023

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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