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Sich verwandt machen/Making yourself relatable: making KIN

Unter dem Titel „Sich verwandt machen / making KIN“ zeigte das FLUCC am 2. Februar künstlerische Arbeiten und schöpfte einmal mehr aus dem von Donna Haraway und Bruno Latour angestoßenen Ideenpool rund um das Verhältnis von Mensch, Umwelt und Kultur.

Janani Cooray zeigte im Rahmen des Residency-Programms „Body Embedding“ (Ursula Maria Probst/Hongwei Duan/Flucc) eine Performance, die die soziopolitische und kulturanthropologische Bedeutung des Haars aus srilankischer Perspektive ins Augenmerk nimmt. Die Idee von Schönheit ist eng mit der des langen Haars verwoben. Mit einem geflochtenen Netz aus Haaren macht Cooray die Einbindung in kulturelle Konstruktionen und ihren autoritär-repressiven Charakter deutlich, zeigt aber auch die Möglichkeit eines konstruktiv-kreativen Umgangs auf („My hair“).
Auf kulturelle Normen nimmt auch Bidhata KC mit der Skulptur zweier ineinander verschränkter Hände Bezug. In einem Umfeld, in dem die linke Hand mit Unreinheit assoziiert ist, sieht sich Bidhata KC aufgrund ihrer eigenen Behinderung der rechten Hand in doppelter Hinsicht eingeschränkt („My left is right“).
Eine Installation von Pramila Lama und Melina Vesely aktiviert das Kulturobjekt Taschentuch als emotionale Erweiterung der Körpers („Thoughts on tiny stitches“).

Als größtes Thema wird jenes der Ökologie von mehreren Künstler:innen bearbeitet. Dem Mykorrhiza-Pilz widmet Anita Fuchs eine Arbeit. Der Pilz ist aufgrund des symbiotischen Verhältnisses, das er zu seiner Umgebung einnimmt und seiner dezentralen, netzwerkartigen Struktur ein plastisches Vorbild für neue Formen des Miteinander von Mensch und Natur („Field Station I von der Zukunft zu den Zukünften“).

Markus Hiesleitner und Anna Mutschlechner-Dean widmen ihre Werke der Idee selbsterhaltender Systeme. Bei Hiesleitner dient dazu eine Discokugel als Biotop, in dem der Prozess ständiger Kompostierung durch Würmer die Pflanzenwelt am Leben hält („Die dünne Haut der Erde“). Anna Mutschlechner-Dean werden angesichts der Fähigkeit einer Qualle, sich selbst zu verjüngen, Fragen bezüglich der Möglichkeit und des Strebens des Menschens nach Unsterblichkeit aufgeworfen („no annamed, What lies in the imperishable?“).

Das Kollektiv „on transitions“ schließlich setzte den massiven Eingriffen in Landschaften durch Tagebau flüchtige und auf viel kleinerer Skala stattfindende Interventionen entgegen und nutzt das Potential des Mikrobiotops für Utopien („Magenta Invasiv“).

Zeigen sich die Projekte doch in erster Linie als bildnerisch künstlerische Arbeiten, hat das Flucc darüber hinaus mit einem proaktiven Workshop-Programm und der Förderung von Residencies eine praxisorientierte Agenda, die in der Zukunft stärker verfolgt werden soll. Der Rolle des Flucc als Kulturzentrum soll somit Rechnung getragen werden. In nächster Zukunft kehren die Kunstprojekte von „Sich verwandt machen / making KIN“ noch einmal zurück: am 16. Februar wiederholt sich ab 19:00 Uhr die Ausstellung, dieses Mal erweitert um einen Film von Oliver Ressler, der sich um zivilen Ungehorsam dreht („Not sinking, swarming“).
--> Hier der Link zum ganzen Programm

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Sich verwandt machen/Making yourself relatable
02.02 - 01.03.2023

Fluc
1020 Wien, Gabor-Steiner Weg, Praterstern
http://www.fluc.at


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