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Feelings Are Facts: ANGST: Keine Angst!

Unter dem Motto Feelings Are Facts setzt sich der Kunstverein Eisenstadt dieses Jahr in vier Ausstellungen mit der Thematik und Bedeutung von Gefühlen für unseren Alltag auseinander.
Den Beginn macht aktuell die allseits präsente Angst Das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts könnte als jenes der Angst in die Geschichte eingehen. Pandemie, Klimakrise, Krieg, Vertreibung und aktuell noch das gewaltige Erdbeben in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien schüren viele reale und noch mehr unbestimmte Ängste und Unsicherheiten in der Gesellschaft. Nur zu gerne von Medien, Politik und Verschwörungstheoretiker:innen zur Durchsetzung ihrer Interessen aufgenommen, bestimmen Angstszenarien mittlerweile das Leben von (zu) vielen Menschen.

Kurator Vitus Weh hat Werke von neun Künstler:innen zu einer Ausstellung zusammengestellt, die Bewältigungsstrategien verdeutlichen und Strategien vorstellen, den eigenen Ängsten gegenüberzutreten.

Geteilte Angst ist halbe Angst und so sind es vor allem Beziehungen der einzelnen Arbeiten zueinander, mit denen das Grauen gebannt, das Trauma verarbeitet werden soll. Am eindrücklichsten zeigt sich dies bei den Aquarellen von Kateryna Lysovenko, die im März 2022 mit ihren Kindern aus der Ukraine nach Österreich flüchtete, in Kombination mit einer kleinen Traumzeichnung von Andreas Karner. Während Lysovenko imaginiert wie ein Pärchen beim Wochenend-Picknick entspannt in der Sonne liegt und sich auf einer halb in der Erde steckenden Rakete (die erträumte Idylle nach dem Krieg) räkelt, lässt nebenan bei Karner das Gebrüll eines Löwen die Welt erzittern. Ob er den Embryo daneben beschützt oder als Beute sieht, bleibt offen. Eine ähnliche Bild-Kombination mit einer Zeichnung von Oskar Tremor begegnet uns nochmals bei einem großen Werk von Michael Vonbank, der wiederum Frieden gemacht zu haben scheint mit seinen Dämonen. Sie bevölkern als ständige Begleiter seine Leinwände. Um die Ecke lauert am Boden ein verführerisch schimmerndes schwarzes Loch, ausgelegt von Michaela Putz. Mit seiner matt spiegelnden Oberfläche lädt es zum Blick auf das eigene Spiegelbild, doch der Sturz ins Bodenlose ist nur eine winzige Bewegung entfernt.

Erkennen wir den Grund unserer Ängste, oder lassen wir uns in einen unaufhörlichen Strudel aus MORE FEAR hineinziehen, so wie in Christian Schwarzwalds kleinen Schriftbildern? Auch Assunta Abdel Azim Mohamed bietet wenig Erleichterung. Immer wieder muss man sich umdrehen um dem in Wien sprichwörtlichen „Hackl ins Kreuz“ zu entgehen – auch wenn es in ihrer Kugelschreiberzeichnung Pfeile sind die von Umstehenden schon zum Abschuss vorbereitet werden. Wie entkommen wir den Flüchen mit denen uns jene Indigenen belegen, deren Kultgegenstände geraubt wurden und nun für viel Geld die Interieurs Wohlhabender bestücken, fragt Edith Payer in ihrer Installation von aus Jeansstoff nachgeschneiderten Masken der Hopi. Oder sind wir ohnehin immer konfrontiert mit dem Unheimlichen, das uns nach Sigmund Freud gegenübertritt aus Bekanntem und Vertrauten, wie es Ursula Hübner darstellt, in ihren idealisierten Interieur-Fotografien aus Architektur- und Designzeitschriften in denen geisterhafte Erscheinungen ihr Unwesen treiben?

Strategien, den eigenen Ängsten zu begegnen gibt es viele in der Ausstellung, welche letztendlich die jeweils zielführende ist, müssen die Besucher:innen für sich selbst entscheiden.

Mehr Texte von Werner Remm

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Feelings Are Facts: ANGST
20.02 - 02.04.2023

Kunstverein Eisenstadt
7000 Eisenstadt, Joseph Haydn-Gasse 1
Email: office@kunstvereineisenstadt.at
http://www.kunstvereineisenstadt.at
Öffnungszeiten: Sa 11-17, So 13-17 h


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