Werbung
,

Christian Mühlbauer - Rough rider: Besinnung auf Wesentliches

Einen Zengarten vor Augen hat Christian Mühlbauer knochendürre Stelen im Ausstellungsraum aufgestellt. Königskerzen nachempfunden, wild wuchernden und betonresistenten Parkplatzblumen und Gebirgspflanzen, ist so ein Stück Außenwelt in den Innenraum gebracht. Eine künstliche Welt wie sie auch die Zengärten sind, vielleicht alle Arten von Gärten. Vor dem Abrutschen ins Gekünstelte, dem Kitsch, bewahren sich die Arbeiten durch die Übersetzung der Struktur, nicht allein Oberflächlichkeit, der Vorbilder. Wieder eine Gemeinsamkeit mit Zengärten, in denen Wasser allein durch Kiesbetten und in ihnen gezogene Spuren und die Vielfalt der Natur mit wenigen ganz bewussten Setzungen von Felsen – mitunter sogar auf nur einen einzigen Standpunkt der Betrachtung ausgerichtet – Wildheit und Regelhaftigkeit gleichermaßen aufgeführt werden. Zwei Wesensarten, die nicht nur nachgespielt, sondern verinnerlicht sind. Fast paradox mag es erscheinen, dass bei aller Besinnung auf Strukturen, Inneres, gerade Äußerlichkeiten, Oberflächen und Texturen so eine Präsenz entwickeln. Wieder rutscht das Materielle nicht in spröden Materialismus ab, sondern wirft durch die rauen und doch glasierten Texturen, der spürbaren Materialität, eine Sinnlichkeit auf, die ihrer selbst gewahr wird. Die Gegenwart, so völlig in die Zeit gebettet, liegt außerhalb von ihr.

Es ist in diesem Ansatz von unvermittelter Direktheit dann auch nicht als falsche Doppeldeutigkeit zu verstehen, wenn dazwischen ein paar Vasen auf Podesten stehen. Was hier nicht gesucht ist, ist eine Verhandlung von Kunst und Design, es sind einfach Vasen, Keramiken, geformt von Händen, gebrannt zu hartem Stein, glasiert.

Sicherlich kann man diesen Vasen genauso wie den steinernen Pflanzen und auch den Wachstafeln, die an den Wänden hängen – aus lichtem, fettigem Paraffin in denen Abdrücke eingelassen sind wie Stoffmuster – eine Zeichenhaftigkeit unterstellen, die über die Werke als Objekte hinausführt. Es werden genug Punkte zum Ansetzen geliefert, durch das Aufeinandertreffen von organischen und toten Stoffen, vom Widerspruch gestoppten Lebens, von der Kopie und Künstlichkeit, von der Körperlosigkeit der Skulpturen, die kaum mehr als Striche im Raum sind und der Körperhaftigkeit der Reliefs. Aber man würde den Objekten in ihrem tatsächlichen Dasein nicht gerecht werden, den Moment ausdehnen auf etwas, das ihm seine Momenthaftigkeit nehmen würde.

Zuletzt, fast als Erinnerung daran, dass man das Wichtigste nicht allzu ernst zu nehmen hat, als Erinnerung zu lachen, steht ein Räucherstäbchen, das die Skulpturen langsam sinnbildlich zu Staub zerfallen lässt.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Christian Mühlbauer - Rough rider
13.01 - 10.02.2023

Bildraum 01
1010 Wien, Palais Ferstel, Strauchgasse 2
Email: office@bildrecht.at
http://www.bildrecht.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 13-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: