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Gerwald Rockenschaub - circuit cruise / feasible memory/regulator: Bilder einer Ausstellung

Gerwald Rockenschaub ist Minimalist. Auch wenn er seine Bilder die dem Neo-Geo-Stil zugerechnet werden, schon einige Zeit nicht mehr produziert, sind Strenge und Raster immer noch Teil seines Formenvokabulars. Auch in seiner aktuellen Ausstellung im Belvedere 21, geht es ausgesprochen geometrisch zu. Der markante Glaskubus von Karl Schwanzer ist geradezu der idealtypische Ausstellungsort für die Rockenschaub’schen Bilderfluten, die der Künstler mit der ihm eigenen Präzision dort eingebaut hat.

Einen Teil der Ausstellung bildet sich aus den architektonischen Elementen, mit denen Rockenschaub den an drei Seiten vollverglasten Ausstellungsraum bespielt. Vier Stellwände sind im Karree platziert. Mehrere Meter von den Fenstern entfernt lassen aus dem Viereck heraus immer wieder Blicke auf den umliegenden Skulpturengarten zu. Auf der Innenseite der Wände hängen jeweils sechs gleich große Monitore, auf denen je eine kurze Animation im Loop läuft. Lediglich an der Wand zum Eingang hin befinden sich die Monitore an der Außenseite. In den Ecken bieten breite Durchgänge genügend Platz zum Heraustreten aus dem Flirren der Bilder, um den Augen eine Erholungspause zu gönnen. Zwischen den tragenden vier Säulen im Inneren des Karrees hat Rockenschaub zwei gegenüberliegende quietschgrüne Balken in Sitzhöhe und zwischen zwei Säulen ein Stehpult in grellem Pink eingebaut. Ob es sich dabei um unberührbare Skulpturen oder benutzbare Möbel handelt, müssen Besucher:innen für sich entscheiden. Jedenfalls begrenzen die Einbauten nicht den Blick, jedenfalls aber den Weg hin zu und weg von den Bildern der Ausstellung. Befindet man sich im Inneren des Karrees, schaffen sie Distanz, während sie außen herum nur ein Abschreiten der strengen Anordnung erlauben; Ein vom Künstler gewollter Effekt, denn Gerwald Rockenschaub will die Monitor-Reihen als klassische Gemäldegalerie verstanden wissen – auch wenn sie bewegte Bilder sind.

Ganz in diesem Sinne sind zwei Selbstporträts des Künstlers in der Ausstellung zu sehen, auch ein Blumenstilleben setzt sich da aus gelben und roten Kreisen zusammen. Heroisches thematisieren die drei etwas zittrigen horizontalen Balken in Rot-Weiß-Rot. Punkte, Kreise, Quadrate bilden, bei aller strengen Geometrie, Landschaften, Wiesen und Berge – wenn man es denn so sehen will.

Es ist aber auch gestattet, sich an der Vielfalt der Formen zu erfreuen, denn das was sich auf den Monitoren abspielt, wird nie langweilig. Quadrate, Kreise, Dreiecke tanzen über die digitalen Leinwände. Die genau getimten kurzen Animationen erwecken den Anschein einer dauernden Veränderung, die einerseits durch minimale Veränderungen in der jeweiligen Animation selbst und im Zusammenspiel der 6er-Reihen auf den einzelnen Wänden entsteht. Ein Spiel mit digitalen Räumen im Ausstellungsraum der selbst die Umgebung in die Präsentation miteinbezieht. Ein Spiel mit vielen Ebenen der Wahrnehmung, mit Witz und Ironie präsentiert. Eine Ausstellung wie man sie gerne öfter hätte.

Mehr Texte von Werner Remm

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Gerwald Rockenschaub - circuit cruise / feasible memory/regulator
25.11.2022 - 12.03.2023

Belvedere 21
1030 Wien, Schweizergarten/Arsenal-Straße 1
Tel: +43 1 795 57-0
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere21.at
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h, Mi, Fr bis 21 h


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