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Katja Strunz - Eingeschlossene Zeit: In der Gummizelle

Im rückseits gelegenen Kabinett der Galerie Krobath ist eine Tür in die Wand eingelassen. Sie fiele nicht weiter auf, wäre sie nicht mit mehreren Riegeln verschlossen, die sich vom weißen Lack abheben und läge sie nicht relativ prominent in der Flucht des Durchgangs vom Hauptraum ins Hinterzimmer. Sie markiert tatsächlich einen Moment des Ein- und Ausgeschlossenseins, einen Moment von erzwungenem Stillstand. Er ist nur leider nicht im eigentlichen Sinne Teil der Ausstellung.

Was wohl zur Ausstellung gehört: zwei einfarbig ausgemalte Wandflächen, sich gegenüberliegend, orange und blau. Während die eine die Raumkanten aufgreift, macht die andere Kompromisse zur Erhaltung einer rechteckigen Form.

Außerdem sind zwischen diese beiden Farbfelder zwei Stahlskulpturen positioniert. Die Scharfkantigkeit und Monochromie ihrer Teile lässt die Figuren vor dem Hintergrund der Wandflächen dahinter verflachen.

Drittens hält das Kabinett ein paar echte Wandarbeiten im gleichen Vokabular von bunten, aber in sich homogenen, und als spitze Dreiecke gegebene Farbflächen auf einfarbigem, weißem Grund parat. Figur und Grund sind in Büttenpapier ausgeführt, als sogenannte „Pulp Paintings“. Die Bildfläche verdichtet sich jeweils zur Mitte hin, wo die einzelnen Dreiecke Kante an Kante aneinander liegen, und, wären die Farben nicht ganz so entgegengesetzt – Rot, Blau, Gelb, und Dunkelgrau – könnte sich die Illusion von Räumlichkeit ergeben, die durch gemeinsame Achsen angedeutet wird, und die man von älteren Arbeiten Strunz‘ kennt.

Überall herrscht Statik. Kein Gleichgewicht im Sinne ausgeglichener Kräfte, sondern Gewichts- und Regungslosigkeit. Das Format der „Pulp Paintings“ ist den Maßen der Figuren jeweils soweit angenähert, dass jene als Ableitungen von diesen verstanden werden können; was die Figuren machen, machen die Rahmen mit, so verpufft der titelgebende „Funke“ wirkungslos. Auch die beiden Stahlskulpturen stehen auf Bodenplatten, die ihren Maßen zugeschnitten sind. So behält jede einen sicheren Stand. Der blaue Fächer, der in der Arbeit „Are We Enfolding Or Going To Unfold“ (2022) zweifach zusammengehalten wird, macht keine Anstalten von Widerstand. Zu massiv das Material, zu streng die Fesseln der Schrauben, zu standfest die Verankerung.

Die zwei auseinanderstrebenden Platten von „Gilded Palace of Sin“ (2022), der zweiten Skulptur, bringen etwas Dynamik mit, durch eine changierende Silhouette und schräg geschnittenen Kontur, und erhalten durch die Begrenzung auf die besonders kleine Standfläche etwas Tänzerisches. Die Bewegung bleibt richtungslos, nicht nach außen, nicht nach innen gekehrt, und die Verdichtung im Zentrum, wo beide Platten eng aufeinanderliegen, ist ohne Drang.

So fehlt den Arbeiten das kämpferische Moment, das einem Eingeschlossen-Sein doch inneliegt, der Riegel, der das Eingeschlossene versperrt. Wo ist der Druck nach Innen, wo die Kräfte, die ins Freie streben? Es fehlt die Energie.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Katja Strunz - Eingeschlossene Zeit
29.10.2022 - 21.01.2023

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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