Manfred M. Lang,
Ich bin beunruhigt, daß niemand beunruhigt ist.
Einleitung:
Als ÖVP/FPÖ eine Regierungskoalition bildeten, da rauschte und raschelte es im Blätterwald nur so vor Aufregung und Beunruhigung. Die Kultur- und Kunstschaffenden riefen den Notstand aus. Das Abendland war bereit Österreich zu isolieren und anschließend seinen Untergang mit Abscheu zu begleiten.
Teil 1:
Österreich wurde zwar ganz isoliert, ging nicht mehr unter als sonst und ist jetzt nicht mehr so ganz isoliert.
Teil 2:
Italien beschließt wieder einmal zu wählen. Berlusconi wahlschlachtet mit allem was aber schon wirklich ganzganz rechts ist, gewinnt und Österreich ist noch immer ein bissl isoliert.
Hauptteil:
Ich lese jetzt die Zeitungen bergauf und bergab. Suche verzweifelt die beunruhigten und protestierenden Kultur- und Kunstschaffenden Österreichs. Aber die scheinen wirklich nicht beunruhigt zu sein. Nicht einmal Antiberlusconidonnerstagsparziergänge scheint es zu geben. Das beunruhigt mich. Sind jetzt alle in der Toskana? Wollen die einfach nicht auf ihre Zweitheimat schimpfen? Was ist los? Verstehe ich irgend etwas nicht?
Abgesang:
Ich meine ich bin ja wirklich kein Fan vom Schüssel, und Zeitgenossen, die mir von vorne lieber sind als der Haider von hinten sind Legion. Und ? ich gebe es zu - ich fahre nächste Woche wieder einmal in die Toscana.
Aber selbst wenn ich jetzt unangenehm auffalle und mich als einziger oute:
Was Berlusconi betrifft bin ich über die nicht beunruhigten Kunst- und Kulturschaffenden Österreichs doch ein klein wenig beunruhigt.
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