Manfred M. Lang,
Sterne am Stephansplatz
... und zwar gleich mehrere.
Fünfzackig. Ins Pflaster eingelassen. Perfekt gemacht und sehr sehr liebevoll aufwendig gestaltet. Für alle Ewigkeit sichtlich. Mit den Namen unserer wahren Popgrößen.
So richtig zeitgeistig ist das. Der Stephansdom als Quasi-SCS der Wiener KulturCity.
Und da wir mitten in Wien sind ? angeblich eine der wichtigsten Kulturstädte der Welt ? so die stolze und größenwahnsinnige Eigendefinition des Kulturamts der Stadt Wien ? sind auf diesem Platz vor dem \"Weltkulturerbe Stephansdom\" natürlich keine Hansi Langs und Falcos, keine Wergers und keine Fendrichs oder Ambrose verewigt, sondern natürlich die Namen die einer Kulturnation wirklich würdig sind. Also von Mozart bergab bis Haydn.
Daß letzterer nicht so wichtig ist, erkennt man daran, daß der Eisverkäufer justament mit seinem Standl draufsteht. Was natürlich ein bissl die Japaner ärgert, weil sie nicht so ganz einfach nach unserem primären auch noch den sekundären Musikhero abknipsen können.
Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf, wie weit sich die sogenannten Wiener Kulturverantwortlichen mit der Banalisierung ihres Aufgabengebiets noch in die Ärsche der als für saublöd eingeschätzten Kulturtouristen hineinbohren wollen.
Am Stephanspflaster sind sie ja nun einmal fürs erste gelandet.
Vielleicht? damit es noch tiefer geht ? mit Mozartarien in den Wiener Kanalanlagen?
Gesungen von den Wiener Sängerknaben?
Ich habe mich informiert.
Die Sterne wurden von unseren lokalen Kulturpolitikern noch nicht mit einem Großevent eröffnet. Noch nicht. Aber das kommt sicher.
Weil die Schamgrenze sichtlich noch nicht erreicht ist.
Vielleicht durchschneiden sie auf den Knien rutschend sogar ein kleines Sternenbannerbändchen. Wer weiß. Da sollten wir dann einfach dabei sein. Und ein Halleluja auf ihre Geschmacklosigkeit singen. Und wenn dann außer Programm auch noch die Pummerin läuten könnte, dann werden die diversen Modehausketten auf der Kärntnerstraße sicherlich ein Dankschreiben an unseren kulturbefließenen Bürgermeister senden. Dann wird der sich natürlich bei seinen Mitarbeitern bedanken und die werden dies als Freibrief ansehen, sich noch ein Stückl weiter hineinzubohren. Sie wissen schon wo.
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