
Andrea Winklbauer,
The Smell of Success
Was den Österreichern die Diagonale, ist den Schweizern die Filmwoche zu Solothurn. Innerhalb von knapp sieben Tagen wurde dort auch dieses Jahr ein Überblick über das nationale Filmschaffen vorgeführt. Das Gezeigte hat überzeugt und die Neugier auf mehr geweckt.
Im Vorfeld heftig umstritten war die Nominierung der seit Monaten sehr erfolgreich in den Deutschschweizer Kinos laufenden Komödie "Achtung, fertig, Charlie". Die Militärklamotte ist tatsächlich lustig und ein Hoffnungsschimmer auf buchstäblich goldene Zeiten für den Schweizer Film. Gewonnen hat sie beim Festival schließlich immerhin den Preis der Jury für das beste Casting. Anderes war entschieden besser.
Zum Beispiel Dominique de Rivaz
mit dem Schweizer Filmpreis 2004 ausgezeichneter Historienfilm "Mein Name ist Bach". Wie einander die Vater-Sohn-Beziehungen zwischen Johann Sebastian Bach und seinen komponierenden Jungs auf der einen und zwischen dem ersten und dem zweiten Friedrich von Preußen auf der anderen Seite psychologisch überschneiden und Begegnungen verhalten und doch kraftvoll nuanciert geschildert sind, bringt das Genre wieder ins Gespräch. Ein Spielfilm, bei dem alles stimmt, ist "Au sud des nuages" von Jean-François Amiguet. Mit leisem Humor und ohne falsche Sentimentalität erzählt er von der Reise eines Schweizer Bauern nach China, die zugleich zu einer Annäherung an sein inneres Selbst gerät. "Kassenschlager Dokumentarfilm" war eine Diskussion im Rahmen der Filmtage betitelt. Einige der besten Momente in Solothurn waren tatsächlich diesem Genre zu verdanken. Der Filmpreis-Gewinner "Mais im Bundeshuus", eine als Doku getarnte Politsatire mit den Mitgliedern einer parlamentarischen Kommission, die ein Gesetz zur Gentechnologie erarbeiten soll, als Stars, entpuppte sich als der Publikumsliebling des Festivals. Wie in den Jahren davor waren viele Dokus Künstlern gewidmet. Ungewöhnlich dagegen war das gehäufte Auftreten von Dokumentationen über Popkultur wie die über die einzige Schweizer Rockband von Weltrang, Krokus, die noch dazu aus Solothurn kam. Als Eröffnungsfilm gezeigt, gab darin Ex-Rockstar Chris von Rohr den diesjährigen Filmtagen das Motto vor. Mit über 40.000 Besuchern fühlte man trotz reduzierten Raumangebotes heftig "The Smell of Success". www.filmtage-solothurn.ch
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